Der Bayer-Konzern ist nach Abschluss des ersten Halbjahres auf Kurs. „Wir wollen in der zweiten Jahreshälfte weitere Fortschritte bei allen strategischen Prioritäten erzielen. In den kommenden Monaten gilt es, weitere neue Produkte einzuführen sowie mit den volatilen geopolitischen und währungsbezogenen Rahmenbedingungen umzugehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson.
Der Konzernumsatz lag im zweiten Quartal 2025 bei 10,739 Mrd Euro, währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) ein Plus von 0,9 %. Währungseffekte belasteten mit 550 (Vorjahr: 240) Mio Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen belief sich auf 2,105 Mrd Euro (minus 0,3 %). Währungseffekte verringerten es um 184 (Vorjahr: 129) Mio Euro. Das EBIT betrug 13 (Vorjahr: 525) Mio Euro. Darin enthalten waren per saldo Sonderaufwendungen in Höhe von 981 (Vorjahr: 490) Mio Euro. Diese resultierten im Wesentlichen aus Zuführungen zu Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, Wertaufholungen in der Division Crop Science sowie Aufwendungen für die Restrukturierung. Das Konzernergebnis belief sich auf minus 199 (Vorjahr: minus 34) Mio Euro.
Der Free Cash Flow verringerte sich um 90,2 % auf 125 Mio Euro. Hauptsächlich zurückzuführen war das auf den niedrigeren Cash Flow aus operativer Tätigkeit – vor allem infolge höherer Auszahlungen für das konzernweite Short-Term-Incentive(STI)-Programm sowie durch Effekte aus der Quartalsverschiebung beim Forderungsabbau in der Division Crop Science im Vorjahr. Die Nettofinanzverschuldung reduzierte sich zum 30. Juni gegenüber Ende März 2025 um 2,9 % auf 33,274 Mrd Euro, im Wesentlichen aufgrund positiver Währungseffekte. Im Vergleich zum 30. Juni 2024 verminderte sie sich um 9,5 %.
Im Agrargeschäft stieg der Umsatz wpb. um 2,2 % auf 4,788 Mrd Euro. Insgesamt konnte das Umsatzplus der strategischen Geschäftseinheiten mit Saatgut und Pflanzeneigenschaften die Rückgänge mehr als ausgleichen, die bei Pflanzenschutzmitteln insgesamt zu verzeichnen waren. Die Insektizide (wpb. minus 13,1 %) etwa waren durch den Ablauf der Registrierung von Movento™ in Europa beeinträchtigt. Bei den Herbiziden hingegen legte der Umsatz wpb. um 1,4 % zu. Dabei bewegte sich das Geschäft mit glyphosathaltigen Produkten auf Vorjahresniveau – hier erhöhten sich die Absatzmengen, während die Preise zurückgingen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science stieg um 32,3 % auf 693 Mio Euro. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen stieg um 4 Prozentpunkte auf 14,5 %.
„Wir halten an unserem Ziel fest, die Rechtsrisiken bis Ende 2026 signifikant einzudämmen“, sagte Anderson weiter. Das Unternehmen arbeite im Rahmen einer mehrgleisigen Strategie kontinuierlich und mit Hochdruck daran, die Risiken durch die Klageindustrie zu begrenzen. Dies führte im zweiten Quartal – wie vorab berichtet – zu zusätzlichen Rückstellungen von rund 1,2 Mrd Euro in Bezug auf Glyphosat und etwa 530 Mio Euro an Rückstellungen und Verbindlichkeiten in Bezug auf PCB. Ein Berufungsgericht in Missouri hatte im Mai ein Glyphosat-Urteil zu Ungunsten des Unternehmens im Fall Anderson et al. bestätigt. In der Folge erhöhte Bayer seine Rückstellungen. Das Unternehmen hat Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. „Zudem haben wir kürzlich durch vertrauliche Vergleiche tausende Fälle beigelegt – und zwar zu niedrigen Durchschnittskosten“, so der Vorstandsvorsitzende.
In Sachen Glyphosat hat der US Supreme Court im Juni den Solicitor General um eine Stellungnahme der amerikanischen Regierung zum Fall Durnell gebeten, ob das Gericht den Fall anhören soll. Mit dieser Entscheidung bleibt ein Urteil des obersten US-Gerichts bis zum Sommer des kommenden Jahres möglich. Die Strategie von Bayer basiere jedoch nicht allein auf einem positiven Urteil des US Supreme Courts. Das Unternehmen setze weiterhin auch auf sein Engagement außerhalb der Gerichtssäle und prüfe zusätzliche Optionen zu seinem Schutz, wobei laut Anderson „nichts vom Tisch ist“. Bei PCB hat Bayer den Fall Burke zu vertraulichen Konditionen beigelegt. Zudem bildete das Unternehmen Rückstellungen für mögliche Vergleichsvereinbarungen mit Klägern vom Sky Valley Education Center sowie für andere Verfahrenskosten, während es weiterhin auf die Entscheidung des Supreme Courts des US-Staats Washington im Fall Erickson wartet.
Die Verbesserung der Profitabilität im Agrargeschäft komme voran. So könne die Division Crop Science nun Produktion und Betrieb optimieren. Außerdem gab es jüngst mehrere positive Nachrichten in Sachen Pflanzenschutzmittel: Die Umweltbehörde EPA hat die erneute Zulassung von Dicamba in den USA vorgeschlagen, und Bayer hat kürzlich einen möglichen neuen Blockbuster, das Herbizid Icafolin, in den USA, Kanada, Brasilien und der EU zur Zulassung eingereicht.