Die Landwirtschaft steht unter Druck: Während sich im Zuge des Klimawandels extreme Wetterereignisse selbst in vermeintlich gemäßigten Breiten häufen, bedrohen invasive oder verstärkt auftretende Schädlinge wie zuletzt die Schilf-Glasflügelzikade die Ernten.
Was das für Landwirtinnen und Landwirte bedeutet, an welchen Lösungen gearbeitet wird und was die Politik jetzt tun muss, zeigten die Südzucker AG (Südzucker) und der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) nun bei einem gemeinsamen Hoftag auf dem Versuchsgut Kirschgartshausen.
Auf ihrem Versuchsgut beschäftigt sich die Südzucker mit aktuellen Themen zur Zukunft der Landwirtschaft. Dabei geht es um neue Methoden in der Unkrautbekämpfung wie Robotics und Spotspray, aber auch um die Förderung der Biodiversität durch integrierte Blühstreifen. Ein praxisorientiertes Versuchswesen liefert die Ergebnisse als Grundlage für den fachlichen Austausch mit Landwirten. Dies geschieht im Rahmen von Versuchsführungen und Schulungen vor Ort. „Aktuell liegt der Fokus auf der Forschung rund um die Bekämpfungsmöglichkeiten der Schilf-Glasflügelzikade. Die von der Zikade übertragenen bakteriellen Krankheiten führen zu sehr starken Ertragsverlusten bei Zuckerrüben. Die Krankheiten betreffen mittlerweile auch weitere Kulturen wie Kartoffeln oder Möhren”, erläutert Dr. Georg Vierling, Leiter Zuckerrübenanbau und Neue Pflanzen bei der Südzucker. „Nachhaltiger, regionaler Ackerbau für die Lebensmittelversorgung kann im Zeichen des Klimawandels und neuer Krankheiten und Schädlinge nur dann funktionieren, wenn die Landwirtschaft einen zur Verfügung stehenden Instrumentenkasten aus Pflanzenschutz, Züchtung und verbesserten Anbaumethoden nutzen kann”, so Vierling weiter.
Der heimische Ackerbau ist durch den Klimawandel doppelt herausgefordert: Einerseits muss er sich an die neuen Herausforderungen wie Extremwetter und Schädlingsdruck anpassen, andererseits muss auch die Landwirtschaft ihren Beitrag zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen in der Produktion leisten. Wie das gelingen kann, erläuterte Dr. Theresa Krato, Fachgebietsleiterin Pflanzenernährung und Biostimulanzien beim IVA: „Wenn wir technologische Lösungen konsequent einsetzen, lassen sich die Emissionen aus dem Ackerbau um bis zu 40 % reduzieren. Den größten Beitrag dazu können in der Zukunft Grüne Stickstoff-Dünger leisten, wenn wir weiter konsequent auf erneuerbare Energien und den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur setzen.”
Aber auch längst verfügbare Lösungen bieten Reduktionspotenzial wie Stickstoff-Stabilisatoren oder digitale Werkzeuge wie optische N-Sensoren. „Zwar ist die Herstellung von Stickstoffdüngern mit grünem Wasserstoff noch erheblich teurer als mit Erdgas”, so Krato, „aber wenn wir auf die CO2-Vermeidungskosten schauen, sind sie deutlich günstiger als bislang geförderte Klimaschutz-Maßnahmen wie die energetische Sanierung von Gebäuden oder E-Autos.”