Wie kann man den Einsatz von Kunststoffen in Landwirtschaft und Gartenbau möglichst kreislauffähig machen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des WUR-Projekts ”Circular use of plastics in agriculture and horticulture”, das in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Unternehmen und Wissensinstituten durchgeführt wurde.

Erdbeerproduktion unter Tunnel in Substrat 2009

Alexander Boedijn (Programmleiter Circular Glasshouse Horticulture) und Wouter Post (Projektleiter Sustainable Plastic Technology) erzählen, wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu überraschenden Erkenntnissen - und konkreten Lösungen - führte.

Der Landwirtschafts- und Gartenbausektor verbraucht relativ wenig Kunststoff (etwa 3 % des weltweiten Kunststoffverbrauchs), aber die Auswirkungen sind groß: Viele Anwendungen kommen in direkten Kontakt mit organischem Material und/oder Kultursubstraten, was die Wiederverwendung und das Recycling erschwert. „Die Auswirkungen durch Verschmutzung sind sehr hoch“, erklärt Post. “Das macht diesen Sektor sehr interessant, um zu untersuchen, wie wir die Verwendung von Kunststoffen nachhaltiger gestalten können.

Branchenweite Probleme und konkrete Lösungen

Das Projekt bestand aus zwei Teilen: Sieben teilnehmende Unternehmen arbeiteten an konkreten Fällen, in denen nachhaltige Kunststoffe entwickelt und unter realistischen Anbaubedingungen getestet wurden. Post: „Hier untersuchten wir verschiedene End-of-Life-Wege, wie Recycling, industrielle Kompostierung oder biologischen Abbau im Boden.“ Zu diesem Zweck wurden mehrere neue Produkte entwickelt, wie z.B. kompostierbare Substratsäcke oder abbaubare Rasennetze. 

Gleichzeitig wurden branchenweite Themen erörtert, wie etwa die Frage, ob Pflanzenviren das Recycling behindern können. Boedijn: “In der Branche herrscht die weit verbreitete Meinung, dass recycelte Produkte Viren enthalten können. Wir wollten herausfinden, ob dies in der Praxis tatsächlich der Fall ist oder ob es sich um eine unbegründete Befürchtung handelt.” Es stellte sich heraus, dass dies nicht der Fall ist. “Die Untersuchung zeigt, dass Viren in einigen Fällen tatsächlich bei den üblichen Recyclingtemperaturen überleben. Dies könnte also Auswirkungen auf die Sicherheit von Kulturpflanzen haben. Der nächste Schritt ist die Entwicklung einer wirtschaftlich tragfähigen Lösung für dieses Problem.

Neben technischer Innovation und Forschung wollte das Projekt dem Sektor auch praktische Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Es wurde ein Entscheidungsbaum entwickelt, der den Landwirten helfen soll, den richtigen Kunststofftyp zu wählen, der auf ihre Anwendung und das erwartete End-of-Life-Szenario zugeschnitten ist. Außerdem wurde Wissen über Gesetze und Vorschriften sowie über bestehende Nachhaltigkeitsrahmen gesammelt. “Dies hilft den Landwirten, besser informierte Entscheidungen zu treffen. Es handelt sich um ein Ausgangsdokument für Landwirte, Zulieferer und politische Entscheidungsträger, die so ihre Wahl eines bestimmten Produkts je nach Anwendung auf fundiertere Weise treffen können. Man muss nicht bei Null anfangen”, sagt Post.

Verknüpfung von Disziplinen führt zu echten Durchbrüchen

Das Besondere an dem Projekt ist laut den Forschern die intensive Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen. Post: “Virologie, Materialwissenschaft, Anbauwissen und Systemdenken kamen zusammen. Das funktioniert. Man kann die großen Probleme von heute nur mit mehreren Disziplinen lösen, dort liegen die wahren Durchbrüche.” Boedijn stimmt dem zu und sieht darin auch klar den Mehrwert eines großen multidisziplinären Wissensinstituts wie der WUR: „Wir sehen, dass wir als WUR ein One-Stop-Shop sein können, um komplexe Probleme mit der gesamten Kette zu lösen.“

Obwohl noch nicht alle Fragen beantwortet seien, sei ein erster großer Schritt getan. „Wir haben gezeigt, dass es möglich ist“, sagt Boedijn. “Dass ein sinnvollerer Einsatz von Kunststoffen im Gartenbau möglich ist. Wir sehen auch, dass es in der gesamten Kette wirklich Vorreiter gibt, die in nachhaltige Lösungen investieren wollen.” Post: „Einige Unternehmen aus dem Projekt gehen jetzt mit konkreten Produkten, wie den Substratsäcken, voran.“ Nach Ansicht der beiden ist die Ausarbeitung einer branchenweiten Vereinbarung, wie sie jetzt für die Torfreduzierung durchgeführt wird, daher ein logischer nächster Schritt.

Nachhaltigkeit ist etwas für die gesamte Kette

Vielen Gartenbauern sei inzwischen klar geworden: Nachhaltigkeit ist nicht nur etwas, das man im Gewächshaus macht, sondern in der gesamten Kette. Boedijn: “Und mit diesem Projekt haben wir erneut gezeigt, dass die Universität und Forschung Wageningen ein guter Partner dafür sein kann. Wir verfügen über Wissen und ein Netzwerk in der gesamten Kette: vom Rohstoff bis zum Ende des Lebenszyklus.” Post fügt hinzu: “Das macht diese Forschung und die WUR wirklich einzigartig: Wir können ganze Spielfelder zusammenbringen und auf dieser Grundlage eine Lösung auf Kettenebene entwickeln. Und dann wird es auch wirklich funktionieren.”