Das Einhalten von Richtlinien sowie branchen- oder kundespezifischer Anforderungen (Compliance) wird für Unternehmen in der Lebensmittellieferkette zunehmend zur Herausforderung. Steigende Anforderungen mit verstreuten Daten und komplexen Nachweisen erschweren Transparenz und Effizienz.

KI-gestützte Systeme wie die von Agriplace sollen u.a. dabei helfen, Zertifikate auszuwerten, Risiken zu erkennen und Prozesse zu automatisieren – ohne dabei die Kontrolle aus der Hand zu geben. Wie das funktionieren kann, darüber hat das Fruchthandel Magazin mit Hanna Kirchner, Senior Account Executive DACH bei Agriplace, gesprochen.

Hanna Kirchner, Senior Account Executive DACH

Hanna Kirchner, Senior Account Executive DACH bei Agriplace

Image: Agriplace

Aus Sicht von Kirchner mangele es in Sachen Compliance an einer zentralen Datenstruktur. „Viele Daten schwirren in E-Mails oder unterschiedlichen Ordnern herum. Auf einen Schlag zu sehen, ob alle Zertifikate vorhanden sind, ist für viele Unternehmen kaum möglich.“ Dabei sei genau dies unerlässlich, gerade im Hinblick auf steigende Anforderungen in der Lebensmittellieferkette. „Wir sehen, dass Kundenanforderungen wie die von Lidl, Rewe oder Aldi an die Lieferanten weitergegeben werden. Die Unternehmen haben jedoch extreme Schwierigkeiten, diese Konformität sichtbar zu machen“, so Kirchner. Die Folgen reichen weit: Unternehmen müssen einerseits sicherstellen, dass ihre Lieferanten über die nötigen Nachweise verfügen, andererseits wollen auch ihre Kunden jederzeit die Einhaltung nachvollziehen können. Engpässe entstehen, wenn Dokumente nicht am richtigen Ort und zur richtigen Zeit verfügbar sind. „Gerade beim Treffen von Einkaufsentscheidungen ist das kritisch“, betonte Kirchner. Sie machte zudem deutlich, dass auch die Metadaten und Inhalte der Dokumente immer wichtiger werden und zunehmend an Bedeutung gewinnen.

KI zur Auswertung von Zertifikaten und Audits

Ein Ansatz zur Lösung liege in der Automatisierung durch Künstliche Intelligenz. Agriplace setzt diese bereits ein, um die Daten aus Dokumenten effizienter nutzbar zu machen. „Die KI extrahiert Informationen aus Zertifikaten wie Ablaufdaten oder Lieferantennamen und stellt sie den Teams bereit. Das macht den Validierungsschritt deutlich einfacher“, so Kirchner. Auch umfangreiche Sozialaudits oder Produktspezifikationen lassen sich so schneller auswerten. „Wenn ich einen SMETA-Report mit mehreren Seiten manuell lesen muss, kostet das enorm viel Zeit. Die KI kann relevante Inhalte herausziehen und den Mitarbeitenden zur Verfügung stellen.“ Damit geht die Rolle der KI über reine Effizienzsteigerung hinaus. Neue gesetzliche Vorgaben wie die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) oder die Richtlinie über unternehmerische Sorgfaltspflichten (CSDDD) verlangen von Unternehmen eine immer detailliertere Transparenz über ihre Lieferketten. „Unsere Plattform zeigt, wie Produzenten mit Direktlieferanten und Produzentengruppen verbunden sind. So lassen sich Herkunft und Rückverfolgbarkeit bis auf Feldebene nachvollziehen“, erläuterte Kirchner. Hinzu komme die Risikoanalyse: Über Schnittstellen zu mehr als 18 internationalen Risikodatenbanken könnten ESG-bezogene Risiken – von sozialen Faktoren bis hin zu Nachhaltigkeit – identifiziert werden. „Dadurch, dass ich weiß, aus welchem Land und aus welcher Region meine Ware stammt, kann ich sehr genau erkennen, wo potenzielle Risiken liegen.“ dsch

Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe 40-41/2025 des Fruchthandel Magazins, die am 10. Oktober erscheint.