Die Ernährungsgewohnheiten der Belgier liegen meilenweit hinter den Empfehlungen des Hohen Gesundheitsrates zurück. Das geht aus der jüngsten Umfrage zum Lebensmittelkonsum von Sciensano hervor, berichtet vilt.be.

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Image: Kittiphan/AdobeStock

Zwar seien seit der letzten Messung von 2014/15 kleine Verbesserungen zu erkennen, aber der Konsum von gesunden Lebensmitteln bleibe zu niedrig und der von ungesunden Produkten zu hoch.

Unverarbeitetes rotes Fleisch sei die einzige Produktkategorie, in der sich mehr als die Hälfte der Belgier an die Empfehlungen hält. In allen anderen Kategorien werden die Empfehlungen nur von einer kleinen Minderheit befolgt. Der Verzehr von Gemüse, Obst, Wasser, Nüssen, Hülsenfrüchten, Milchprodukten und Fisch, die mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht werden, bleibe bei der erwachsenen belgischen Bevölkerung weit hinter den Empfehlungen zurück. So essen bspw. nur sieben Prozent der Erwachsenen ausreichend Gemüse, und kaum 10 % erfüllen den Richtwert für Obst.

Alles in allem mache jeder „Fehler“ in seiner Ernährung, aber jeder mache sie anders. Frauen, Menschen mit höherem Bildungsniveau und Einwohner Flanderns essen und trinken eher im Einklang mit den Ernährungsempfehlungen. Ältere Erwachsene (65 Jahre und älter) essen mehr Obst, trinken aber weniger Wasser als jüngere Erwachsene.

„Leider bleibt die Zahl der positiven Entwicklungen begrenzt“, sagt Isabelle Moyersoen, Forscherin bei Sciensano. “Seit unserer letzten Erhebung 2014-2015 trinken die Belgier im Durchschnitt mehr Wasser und essen mehr Gemüse, aber das ist immer noch nicht ausreichend. Der Verzehr von verarbeitetem rotem Fleisch oder Wurstwaren ist besorgniserregend, und auch der Konsum von Alkohol und Softdrinks sollte stark reduziert werden.”

Es überrasche nicht, dass auch die Zahlen zum Körpergewicht in die Höhe schnellen. Fast die Hälfte der Bevölkerung (49 %) sei übergewichtig (einschließlich fettleibig). Bei den Kindern und Jugendlichen haben 72 % bzw. 69 % ein normales Gewicht.  Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der normalgewichtigen Erwachsenen stark ab. Männer haben mehr mit Fettleibigkeit zu kämpfen als Frauen. Diese Zahlen haben jedoch nicht nur mit der Ernährung zu tun, denn auch die körperliche Aktivität hat stark abgenommen. Nur 18 % der Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren bewegen sich ausreichend. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei 29 %. Anders als man meinen könnte, verbringen junge Menschen mehr Zeit im Sitzen als ältere Menschen.

Sciensano unterstreicht, dass eine gesunde Ernährung für alle, die ein langes und gesundes Leben führen und die Krankheitslast in unserem Land verringern wollen, von entscheidender Bedeutung ist. Laut Sciensano zeigen die Ergebnisse daher die Notwendigkeit, die Wahl gesunder Lebensmittel einfacher und attraktiver zu gestalten. „Die Schaffung eines Umfelds, in dem gesunde Lebensmittel die einfachste Wahl sind, sollte im Mittelpunkt der öffentlichen Gesundheitspolitik stehen“, sagt Isabelle Moyersoen. „In diesem Zusammenhang denken wir an Maßnahmen wie die Erschwinglichkeit gesunder Produkte, eine bessere Kennzeichnung und eine strengere Regulierung des Lebensmittelmarketings“, schließt sie.

Im Anschluss an die Studie hat der Hohe Gesundheitsrat (HHR) neue Ernährungsempfehlungen vorgeschlagen, die zu einer besseren Gesundheit beitragen sollen. Unter anderem empfiehlt das Beratungsgremium den Belgiern, Weißbrot oder weiße Nudeln durch Vollkornsorten zu ersetzen, den Verzehr von verarbeitetem rotem Fleisch (Wurstwaren) einzuschränken und mehrmals pro Woche Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen zu essen. Der HGR bekräftige, dass es am besten sei, nicht verarbeitetes rotes Fleisch wie Steak auf höchstens 300 g pro Woche zu beschränken, den Salzkonsum auf 5 g pro Tag zu begrenzen und so wenig gezuckerte Getränke wie möglich zu trinken. Außerdem wird empfohlen, täglich eine Handvoll ungesalzene/ungesüßte Nüsse und ausreichend Obst und Gemüse zu essen, nämlich 250 g bzw. 300 g.

Obwohl Kartoffelgerichte als Grundlage der belgischen Esskultur angesehen werden, scheint dies bei den jüngeren Generationen immer weniger der Fall zu sein. Der Kartoffelkonsum sei in den älteren Bevölkerungsschichten deutlich höher.

Eine umweltbewusste Ernährung mit einer nachhaltigen Auswahl ist ebenfalls wichtig, argumentiert der HGR. Darüber hinaus fordert er, dass dem gemeinsamen Essen angemessene Aufmerksamkeit geschenkt wird. 27 % der Belgier nehmen ihr Abendessen „oft“ bis „immer“ vor dem Fernseher ein, wovon der HGR daher abrate. Gemeinsames Essen „schafft soziale Bindungen und stärkt das Gemeinschaftsgefühl“, heißt es.

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