Gemeinsam mit einer internationalen Koalition aus Züchtern, Entwicklungsorganisationen und Umweltaktivisten hat Bionext eigenen Angaben zufolge ein Einspruchsverfahren gegen ein Patent auf Tomaten mit natürlicher Toleranz gegen das Tomato Brown Rugose Fruit Virus (abgekürzt ToBRFV) eingeleitet.
Bionext kämpft seit 2009 für ein Verbot von Patenten auf natürliche Eigenschaften von Gemüsekulturen. Bei dieser Art von Patenten beanspruchen Unternehmen fälschlicherweise eine Eigenschaft, die in Pflanzen natürlich vorkommt, als ihre Erfindung. Damit erhalten sie das Exklusivrecht auf alle Samen, Pflanzen und Früchte mit dieser Eigenschaft. Anderen Züchtern ist es dann nicht mehr erlaubt, dieses Merkmal ohne Erlaubnis des Patentinhabers - und ohne Zahlung an diesen - in ihre Pflanzen einzukreuzen. Letztlich führt dies zu einer Aushöhlung der Züchterrechte, höheren Preisen und weniger Auswahl für Züchter und Landwirte.
2020 schien es eine Zeit lang so, als sei der Kampf zu Ende. Dann entschied das höchste Gericht des Europäischen Patentamts, dass Patente auf Merkmale von klassisch gezüchteten Pflanzen ab Juli 2017 nicht mehr möglich sind. Dieses Verbot gilt jedoch nicht rückwirkend und konnte in der Praxis leicht umgangen werden.
Inzwischen seien bereits mehr als 20 Patentanmeldungen zur Resistenz gegen das ToBRFV-Virus eingereicht worden. Dieses Patent sei jedoch das erste, das vom Europäischen Patentamt genehmigt wurde. Außerdem wurde es 2018 angemeldet, also nach dem entscheidenden Datum 1. Juli 2017, was ein zusätzlicher Grund für Bionext sei, sich diesem Einspruchsverfahren anzuschließen.
De Bolster ist eines der Bio-Zuchtunternehmen, die sich ebenfalls dem Einspruchsverfahren angeschlossen haben. Züchter Frans Carree: “Wenn diese Patente nicht vom Tisch sind, sollten wir besser aufhören, Tomaten zu züchten. Wir werden dann nicht mehr in der Lage sein, Sorten mit den Eigenschaften zu vermarkten, die professionelle Züchter verlangen.”