Der globale Markt für Microgreens wächst rasant – das zeigen aktuelle Prognosen von Mordor Intelligence, MPSeeds oder MarketResearch. Bis 2034 könnte der Umsatz weltweit auf rund 6 Milliarden US-Dollar steigen, prognostiziert werden rund zehn Prozent jährliches Wachstum.
Wachstumstreiber sind unter anderem das steigende Gesundheitsbewusstsein, urbane Ernährungstrends sowie technologischer Fortschritt im Indoor- und Vertical Farming. Besonders bei Millennials und der GenZ sind den Analysen zufolge die nährstoffreichen Jungpflanzen gefragt: Sie lassen sich nicht nur auf kleinem Raum anbauen und passen zum Trendthema Nachhaltigkeit, sondern sind auch ausgesprochen “instagrammable”. Dabei sollten sie nicht mit Sprossen verwechselt werden: Während Sprossen in einer feuchten Umgebung gezüchtet und nach ihrer eher kurzen Keimdauer von rund drei bis sechs Tagen komplett verzehrt werden, wachsen Microgreens durchschnittlich 7-21 Tage in einem Anbausubstrat, was eine mögliche Keimbelastung im Vergleich zu Sprossen reduziert. Sie werden fingerbreit überirdisch abgeschnitten, sobald sie neben den Keimblättern noch mindestens zwei grüne Blätter gebildet haben. Die Wurzeln verbleiben bei Microgreens im Substrat.
Hi-Tech-Lösungen bringen Wettbewerbsvorteile
Da nicht alle Konsumentinnen und Konsumenten über den Raum und die Zeit verfügen, selbst Microgreens in den eigenen vier Wänden anzupflanzen und der Konsum durch wachsende Integration in der Gastronomie und die zunehmende Bekanntheit weiter steigt, ist auch der professionelle Anbau im Ausbau. Mehr und mehr kommen Hightech-Lösungen zum Einsatz: Mordor Intelligence verweist z.B. auf 247 aktive Patentanmeldungen, die sich unter anderem mit LED-Lichtspektren, biologisch abbaubaren Anzuchtmatten und Verfahren zur Haltbarkeitsverlängerung befassen – ein Indiz für einen intensiven Forschungswettlauf in diesem Segment. Auch IoT-Sensoren oder Blockchain-gestützte Rückverfolgbarkeit kommen zum Einsatz und stützen Systeme, mit denen bei schlüsselfertigen Indoor Farms Microgreens nicht nur im Handel, sondern z.B. auf Kreuzfahrtschiffen direkt vor Ort angebaut werden könnten.
Europa hat Microgreens-Potenzial
Während Nordamerika als Ursprung des Trends gilt, zeigt Europa laut den Analysten ebenfalls Potenzial – dank Forschung, Förderung und technologischem Know-how, was in Ländern wie den Niederlanden und Deutschland für neue Technologien sorge, während in Nationen mit großer kulinarischer Tradition wie Frankreich oder Italien Microgreens langsam in der Alltagsküche ankommen. Das stärkste Wachstum verzeichnet die Asien-Pazifik-Region, wo Microgreens vor allem in Mega-Metropolen wie Shanghai oder Singapur Platz in innerstädtischen Vertical-Farming-Projekten finden, während in den Vereinigten Arabischen Emiraten in den kommenden fünf Jahren der Bau von 500 Vertical Farms mit dem Fokus auf Microgreens entstehen sollen.
Microgreens treffen den Nerv der Zeit
Herausforderungen bleiben dennoch: Die kurze Haltbarkeit der frisch geernteten Pflanzen, hohe Energiekosten und technologische Einstiegshürden bremsen vor allem kleinere Betriebe. Doch trotz aller Hindernisse ist die Richtung der Analysen klar: Microgreens treffen den Nerv der Zeit – als gesunde, urbane und zukunftsfähige Antwort auf die Fragen von Ernährung, Klima und Lebensraum.
Meinen detaillierteren Bericht zum Microgreens-Markt lesen Sie in Ausgabe 28/29 des Fruchthandel Magazins.