Auf Initiative des Deutschen Verpackungsinstituts e.V. (dvi) nehmen neun Fachverbände den 10. ”Tag der Verpackung” am 17. Juni 2025 zum Anlass, zwei zentrale strukturelle Ursachen der aktuellen wirtschaftlichen Krise anhand konkreter Beispiele aus der Verpackungswirtschaft greifbar zu machen: zu viel Bürokratie und mangelhafte Regulierung.

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In einem gemeinsamen Positionspapier verdeutlichen sie, so der dvi, wie Fehlsteuerungen den Standort schwächen und viele der Herausforderungen für Unternehmen nicht allein durch globale Entwicklungen entstehen, sondern ihre Wurzel in der nationalen und europäischen Gesetzgebung haben. Darüber hinaus zeigen die Verbände zum Tag der Verpackung, was die Produkte und Dienstleistungen ihrer rund 1.000 Mitgliedsunternehmen tagtäglich für Menschen, Wirtschaft und Umwelt leisten. 

Mit Bürokratie und Regulierung kenne sich die Verpackungswirtschaft aus. Schon seit den ersten Gesetzen und Verordnungen zum Umgang mit gebrauchten Verpackungen in den frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stehe die Branche im Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach Ansicht von neun Fachverbänden der Verpackungswirtschaft sei die Politik jedoch längst über das Ziel hinausgeschossen. 

„Die Lasten durch überbordende, oft praxisferne Bürokratie und Regulierung sorgen für schwerwiegende strukturelle Probleme. Das betrifft Nachweis-, Dokumentations und Berichtspflichten, ständig neue oder geänderte gesetzliche Vorgaben und langwierige Prozesse bei Planung und Genehmigung“, erläutert Dr. Natalie Brandenburg, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e.V. (dvi). 

Hohe Kosten und Hürden 

Laut den Zahlen einer aktuellen Studie des VDMA müssen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus im Rahmen ihrer üblichen Geschäftstätigkeit rund 3.900 Vorgaben berücksichtigen. Wie das KfW-Mittelstandspanel 2024 zeigt, koste Bürokratie den Mittelstand jährlich rund 1,5 Mrd Arbeitsstunden. „Und das ist nur die faktisch messbare Arbeitszeit. Besonders für die meist mittelständischen Unternehmen unserer Branche ist die Grenze der Belastbarkeit überschritten“, so Brandenburg. Nach Ansicht der Fachverbände werde es ohne grundlegende Reformen keinen nachhaltigen Aufschwung geben. Mit Blick auf Bürokratie und Regulierung brauche es Maß statt Masse und Qualität vor Quantität, Verlässlichkeit und Planbarkeit, mehr fachliche Expertise und weniger Gängelung. Unternehmen benötigten Freiraum für Innovation, Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und einen Umwelt- und Klimaschutz, der das Ergebnis im Blick habe und nicht aus praxisfernem Idealismus das Gegenteil bewirke. 

Anschauliche Beispiele 

Um die oft abstrakten Diskussionen rund um Bürokratie und Regulierung zu veranschaulichen, geben die Verbände zum Tag der Verpackung über eine Reihe von Beispielen konkrete Einblicke. Sie reichen von der praxisfernen Einstufung, dass alle Joghurtverpackungen unter drei Liter grundsätzlich gebührenpflichtige Einzelportionen zum sofortigen Verzehr darstellen über Berichterstattungspflichten, bei denen identische Daten teilweise mehr als ein Dutzend Mal unterschiedlichen Stellen gemeldet werden müssen und Regelungen, die die Erzeugung erneuerbarer Energie und Investitionen in die Dekarbonisierung bestrafen bis hin zu Produktionsverboten, die dazu führen, dass sich Wertschöpfung in Länder mit geringeren Umweltstandards verlagert und die benötigte Ware von dort importiert werden muss. „Regulierung ist nicht per se falsch, aber die Balance ist entscheidend. Und es muss auch bei Gesetzen das Ergebnis im Mittelpunkt stehen und nicht die Absicht. Wenn Vorschriften ihr Ziel verfehlen, sich widersprechen oder wiederholt verändert werden, entsteht Unsicherheit statt Klarheit. Unternehmen sehen sich mit mehrfachen, teils unerfüllbaren Pflichten konfrontiert und verlieren viel Zeit und Ressourcen, die dann nicht mehr für Forschung, Entwicklung und die eigentliche Wertschöpfung zur Verfügung stehen. So wird das eigentliche Ziel verfehlt – und das schadet nicht nur der Wirtschaft, sondern auch der Gesellschaft“, betonen die Verbändevertreter. 

Was die Verpackung und ihre Branche leistet 

Seit 2015 richtet das Deutsche Verpackungsinstitut e.V. jährlich im Juni den ”Tag der Verpackung” aus. „Verpackung schützt, informiert, ermöglicht Transport und ist ein zentraler Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Verpackung ist kein Problem, sondern Teil der Lösung. Sie bietet Raum für Kreativität, Technologie, Nachhaltigkeit und unternehmerisches Denken. Sie ist Hightech, Kreislaufwirtschaft und Gestaltungsspielraum. Unsere Branche bietet einen wunderbaren Mix aus Kreativität, Design, Forschung und Technologie und bildet über ihre Wertschöpfungskette fast alles ab, was für Menschen, Wirtschaft und Umwelt unverzichtbar ist. Am Tag der Verpackung wollen wir über die großartigen Leistungen der Verpackung und der Verpackungswirtschaft sprechen. Denn das geschieht viel zu selten“, so Natalie Brandenburg. In einer Bilderreihe mit Zahlen und Fakten informieren die Fachverbände deshalb zum 10. ”Tag der Verpackung” über die Produkte der sechstgrößten Branche unseres Landes. Was zeichnet sie aus? Wie zeigt sich die Verpackung, wenn man die Augen für das öffnet, was sie tagtäglich leistet? Wie hat sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt? Wo steht sie beim Recycling? Was sind ihre Kernaufgaben? Und warum ist sie eine Erfolgsgeschichte, die uns schon länger begleitet als der Hund, das Korn oder das Dach über dem Kopf?