Forscher der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften in Shenzhen und des Natural History Museums (NHM) in London haben entdeckt, dass die ersten Vorfahren der Kartoffel wahrscheinlich vor etwa neun Millionen Jahren entstanden sind, als sich die Vorfahren der heutigen Tomatenpflanzen mit denen einer anderen verwandten Gruppe, bekannt als Etuberosum, kreuzten.
Aus diesem Ereignis heraus, so das NHM, konnten die frühen Kartoffeln unterirdische Knollen bilden, wodurch sie sich schnell diversifizieren und schließlich über 100 verschiedene Arten bilden konnten, die wir heute kennen, berichtet das NHM. Das Erstaunlichste daran sei jedoch, dass die Forscher zeigen konnten, dass diese Fähigkeit zur Bildung von Knollen ohne spezifische genetische Informationen von jeder der Elternarten nicht möglich gewesen wäre.
„Unsere Ergebnisse zeigen, wie eine Kreuzung zwischen Arten die Entwicklung neuer Merkmale auslösen und so die Entstehung weiterer Arten ermöglichen kann“, erklärt Sanwen Huang, Forscher an der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften, der die Studie leitete. „Wir haben endlich das Rätsel um die Herkunft der Kartoffel gelöst.“
Die einfache Knolle, die man im Supermarkt kaufen kann, ist nur eine Art aus einer sehr vielfältigen Pflanzengruppe. In Südamerika gibt es etwa 140 Wildkartoffelarten, die von Mexiko im Norden bis nach Argentinien und Chile im Süden wachsen. Angesichts des Klimawandels und unseres zunehmenden Verständnisses der genetischen Vielfalt und Widerstandsfähigkeit von Nutzpflanzen versuchen Wissenschaftler, Wege zu finden, um einen Teil dieser wilden Vielfalt in unsere domestizierten Arten zu übertragen. Kartoffeln sind dafür jedoch bekanntermaßen schwierig. Das liege daran, dass die Genetik von Kartoffeln ungewöhnlich ist. Während die meisten Arten, einschließlich uns Menschen, zwei Kopien jedes Chromosoms in jeder Zelle haben, hat die Kartoffel vier. Dieser Zustand wird als Tetraploidie bezeichnet und bedeutet, dass Tausende von Kartoffelsorten gezüchtet werden müssen, um eine einzige nützliche Sorte zu erhalten. Das Ergebnis ist, dass es Jahrzehnte dauern kann, eine neue Gemüsesorte zu züchten.
„Eine der Stärken der Pflanzenzüchtung besteht darin, einen Teil dieser genetischen Variabilität zurückzugewinnen, ohne die von uns gewünschten Eigenschaften wie hohe Erträge, gute Nährwerte und geringe Toxizität zu beeinträchtigen“, erklärt Dr. Sandy Knapp, Forschungsbotanikerin am Natural History Museum in Lonon, die an der Forschung beteiligt war.
„Ein verwirrender Faktor bei all dem ist, dass Kartoffeln vegetativ recht einfach zu vermehren sind. Das bedeutet, dass es bei Kartoffeln nicht den Anreiz oder die Möglichkeit gab, traditionelle Pflanzenzüchtung in derselben Weise zu betreiben wie bei anderen Pflanzen wie Tomaten.“ Das bedeute, dass viele Länder weiterhin Kartoffelsorten verwenden, die seit Jahrzehnten im Wesentlichen unverändert geblieben sind. Angesichts des raschen Klimawandels gebe dies Anlass zur Sorge.
Mehr zum Thema Kartoffeln lesen Sie in Ausgabe 32-33/2025 des Fruchthandel Magazins.