In einer Studie von Agroscope untersuchten Forschende die Rolle von Frischprodukten als Reservoir für antimikrobielle Resistenzen (AMR), die durch den Verzehr auf den Menschen übertragen werden können, teilt Agroscope mit.

Antibiotikaresistenz frisches O+G

Antibiotikaresistenz frisches O+G

Image: Agroscope

Das Forschungsteam untersuchte dazu 75 importierte und 75 aus Schweizer Produktion stammende Frischwarenproben aus dem Schweizer Einzelhandel, darunter Karotten, Erdbeeren, Tomaten, Eisbergsalat und Koriander. Hauptziel war es, antimikrobiell resistente Bakterien (ARB) und antimikrobielle Resistenzgene (ARGs) in diesen Proben zu identifizieren.

Die Studie zeigte, so Studienleiterin Elisabet Marti Serrano, dass Frischprodukte zur Erhaltung und Verbreitung von antimikrobiellen Resistenzgenen (ARGs) und antimikrobiell resistenten Bakterien (ARB), sogar von multiresistenten Bakterien, beitragen. ”Insbesondere wurde gezeigt, dass die Häufigkeit des Gens ’sul1’ positiv mit der Gesamthäufigkeit von ARGs korreliert. Dies deutet darauf hin, dass das Gen als Indikator für AMR in Frischwarenproben dienen könnte, wie es auch zur Verfolgung von AMR in anderen Umweltproben wie Böden, Sedimenten, Abwasser usw. verwendet wurde. Diese Erkenntnis könnte nützlich sein, um neue Instrumente zur Überwachung von AMR in Frischprodukten zu entwickeln und das Kontaminationsrisiko für die Verbraucher zu verringern.”

Fäkale Verunreinigungen könnten eine der Quellen für ARB und ARG in Frischprodukten sein, die während des Anbaus durch die Verwendung von verunreinigtem Wasser zur Bewässerung oder Düngemitteln wie Klärschlamm, Mist oder Jauche, aber auch während der Behandlung nach der Ernte in die Produkte gelangen können, erklärte sei weiter. Viele Schadstoffe menschlichen Ursprungs, nicht nur Fäkalien, sondern eine Vielzahl von Schadstoffen aus Industrie, Landwirtschaft und kommunalem Abwasser könnten die Verbreitung von AMR fördern. Obwohl es viele Studien zu diesem Thema gebe, bleibe die Vorhersage, welche Gene aus fäkalen Verunreinigungen und welche aus anderen Quellen stammen, eine Herausforderung.

Müssen Konsument von Frischprodukten beunruhigt sein? ”Mikroorganismen können auf Lebensmitteln vorhanden sein, wenn sie gekauft werden, und auch resistente Bakterien. Glücklicherweise können wir uns und andere vor lebensmittelbedingten Krankheiten (einschließlich derer, die durch resistente Erreger verursacht werden) schützen, indem wir die wohlbekannten Maßnahmen ergreifen, die das Kontaminationsrisiko minimieren, z.B. Händewaschen, Vermeidung von Kreuzkontaminationen, Verwendung geeigneter Kühltemperaturen und Waschen von Frischwaren mit sauberem Wasser.”

Ob es helfe, Gemüse und Früchte zu schälen und zu waschen, sei nicht getestet worden. ”Aber frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Waschen von frischem Obst und Gemüse dazu beiträgt, die auf der Oberfläche vorhandenen Schadstoffe zu beseitigen.”

Ein weit verbreitetes Missverständnis sei das man gegen gewisse Antibiotika resistent sei, wenn man mit ARB kontaminiertes Gemüse roh esse. “Denn nicht Menschen werden gegen Antibiotika resistent, sondern Bakterienstämme. Der übermäßige und missbräuchliche Einsatz von Antibiotika und anderen chemischen Verbindungen, die sowohl von Menschen als auch von Tieren eingenommen werden, tragen zur Entstehung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen unter Bakterien bei. Resistente Bakterien sind in der Regel nicht pathogener als andere Bakterien, aber wenn sie Krankheiten verursachen, sind diese Infektionen schwieriger zu behandeln.”

Folgende Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen ziehe das Forschungsteam aus der Studie: ”Unsere Ergebnisse und frühere Studien deuten darauf hin, dass, obwohl das Vorkommen resistenter Bakterien und Krankheitserreger im Allgemeinen in Lebensmitteln tierischen Ursprungs höher ist, auch Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs ein Reservoir für resistente Bakterien und Resistenzgene sein könnten. Da sie in der Regel roh oder nur geringfügig verarbeitet verzehrt werden, ist das Risiko einer Übertragung von AMR auf den Verbraucher nicht zu vernachlässigen. Wir schlagen vor, mehr Daten über die Verbreitung von ARB und ARG durch Frischprodukte zu sammeln, um das Ausmaß des damit verbundenen Risikos für die öffentliche Gesundheit zu verstehen. Ein Ansatzpunkt könnte sein, sie in die StAR (Strategy on Antibiotic Resistance) einzubeziehen, d.h. die von den vier Bundesämtern BAG, BLV, BLW und BAFU umgesetzte Schweizer Strategie zur Bekämpfung der ’stillen Pandemie’ der Antibiotikaresistenz im Rahmen des One Health-Ansatzes.”