Vor dem Ende des zweiten Weltkriegs, das in Bulgarien 1944 eintrat, galt das Balkanland als einer der wichtigsten Anbauer von Spargel in Europa. Die neue kommunistische Führung brandmarkte das Stangengewächs als „bürgerliches Gemüse“, welches nicht zum einheitlichen Speiseplan des neuen Arbeiter- und Bauernstaates passte. So verschwand quasi über Nacht der Spargel von den bulgarischen Feldern.

gruener spargel

Image: Ralf Petrov

Der Elan einer neuen jungen Generation von Landwirten und die Möglichkeiten der freien Marktwirtschaft lassen nun sporadisch die alte Tradition bezüglich des Spargelanbaus langsam wieder aufleben. Interessant dabei, dass sich das größte Anbaugebiet heute in der Region Sliven befindet, im süd-östlichen Teil des Landes, unweit der bulgarischen Schwarzmeerküste. Berühmt, nicht nur in Bulgarien, sind Pfirsiche aus den Obstgärten von Sliven.

Die bulgarische Presse spricht bereits vom „neuen Tal des Spargels“, denn aus dem kleinen Balkandorf mit dem Namen Bliznets, kommt etwa die Hälfte der lokalen Spargellieferungen für den Lebensmittelhandel. Ein italienischer Investor war es allerdings, der von vier Jahren die Potenziale des dortigen Klimas und des Terroirs erkannte. Im Ergebnis bebaute er 15 ha mit Spargel: teils mit aus Italien importierten Setzlingen, teils durch Aussaat.

Allerdings zogen sich die Italiener von dem Projekt inzwischen zurück. Es wurde von Kiril Peytchev übernommen, einem Pfirsichanbauer aus Sliven. „Glücklicherweise entschloss sich einer der Agronomen aus Italien in Bulgarien zu bleiben, der nun als Teil unseres Teams nützliches Wissen und Know-how in die Produktion einbringt“, wird der neue Eigentümer der Spargelplantagen in lokalen Medien zitiert. Für ihn ist die Produktionserweiterung von Vorteil, nicht zuletzt, weil für die Saisonarbeiter auch zeitlich mehr zu tun ist: erst die Spargelernte und darauf das Pflücken der Pfirsiche.

Der Spargel aus Bliznets ist inzwischen GLOBALG.A.P. zertifiziert, die Felder sind mit elektronischen Sensoren ausgerüstet, welche den Wachstumsprozess genau verfolgen. Düngen und Bewässerung können so einfach über das Smartphone erledigt werden. Bei der technischen Umsetzung hilft das bulgarische Start-Up ONDO, das sich mit Smart Farming befasst. Die intelligenten Lösungen haben sich in den Pfirsichgärten von Peytchev bereits bewährt: bis zu 30 % mehr Ertrag gab es bereits beim eigenen Obstanbau. So lässt sich die Investition vermutlich in vier Jahren auszahlen. Hoffentlich auch beim Spargel.

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