Trotz erheblicher Herausforderungen ist Daniel Sauvaitre, Präsident des französischen Apfel- und Birnenverbands ANPP, überzeugt, dass die französische Apfelbranche gut aufgestellt ist, um den Anforderungen der Verbraucher an Nachhaltigkeit und hohe Qualität gerecht zu werden.

Ende Juni hielt die unerbittliche Hitzewelle in Europa weiter an. Eine sogenannte „Hitzekuppel“ hatte sich über den Kontinent gelegt und sorgte in weiten Teilen Frankreichs für Temperaturen von über 40 °C. Hunderte Schulen mussten schließen, sogar der Eiffelturm wurde zeitweise geschlossen. In Frankreich war unterdessen auch eine mobile „Hitzekammer“ unterwegs, betrieben vom privaten ”Human Adaptation Institute”. Die Hitzekammer soll das Bewusstsein für den Klimawandel stärken, indem sie den Menschen erlebbar macht, wie sich eine Temperatur von 50 °C anfühlt.

Hitze: Stress für Mensch und Landwirtschaft

Diese Hitze sei eine große Herausforderung für Apfelerzeuger, sagt Daniel Sauvaitre, Präsident der ANPP (Association Nationale Pommes Poires) und selbst Erzeuger. Wenn sich der Sektor im August zur Prognosfruit 2025 im französischen Angers trifft, werden sich die meisten Erzeuger kühlere Temperaturen wünschen. „Wir sind es nicht gewohnt, schon so früh im Jahr mit so hohen Temperaturen konfrontiert zu sein“, sagt Sauvaitre. „Die Hitze und der fehlende Regen setzen die gesamte Landwirtschaft stark unter Stress. Aber die französischen Apfelanlagen hatten eine gute Blüte und Fruchtansatz, das Potenzial scheint also normal zu sein. Wir könnten eine Ernte in der Größenordnung von 2024 haben. Aber es ist noch zu früh für eine Prognose.“

Regenerative Landwirtschaft ist “eigentlich nichts Neues”

Der Sommer werde zweifellos neue Herausforderungen mit sich bringen, so Sauvaitre, und er weist darauf hin, dass den französischen Apfelerzeugern heute weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen als früher. „Vor zehn Jahren hatten wir Produkte, auf die wir uns verlassen konnten – gegen Schädlinge, Pilze, Krankheiten“, sagt er. „Heute sind viele davon verboten. Das bedeutet viel Stress für die Produktion, zwingt uns aber auch zur Innovation.“ Für Sauvaitre ist es wichtig anzuerkennen, dass französische Erzeuger in den vergangenen Jahrzehnten eine zentrale Rolle bei solchen Innovationen gespielt haben – angefangen bei der „integrierten Obstproduktion“ in den 1990er-Jahren über den Wandel zu Agroökologie und öko-verantwortlichen Obstgärten bis hin zum heute zunehmend verbreiteten regenerativen Anbau.„Regenerative Landwirtschaft ist ein schöner Begriff“, sagt er, „aber eigentlich nichts Neues. Wenn man Landwirt ist, kümmert man sich um den Boden. Man will, dass er gesund ist, mit gutem Humusgehalt und ausgewogenem Nährstoffprofil, man bringt das gesamte Schnittgut wieder in den Boden ein. Ein Apfelerzeuger, der nicht regenerativ wirtschaftet, dessen Boden immer schlechter wird – wirtschaftlich ist das tödlich. Wir experimentieren seit Jahrzehnten und werden unsere Produktionsmethoden weiter verbessern.Hindernisse bei Pflanzenschutz und Wasserversorgung

Politische Hindernisse bei Pflanzenschutz und Wasserversorgung

In Frankreich haben wir heute ein gutes Niveau erreicht. Landwirte und Apfelerzeuger verbessern laufend ihre Arbeitsweise. Aber da immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden, wird es immer schwieriger, eine gute Ernte zu erzielen. In diesem Jahr waren beispielsweise graue Blattläuse ein großes Problem. In den meisten Ländern ist es einfach, sie loszuwerden – in Frankreich nicht. Es gibt zwar Wirkstoffe, die wir einsetzen dürfen, aber sie sind nicht so wirksam. Das bringt uns ins Hintertreffen.“

Ein ähnliches Problem bestehe beim Thema Wasser. „In Frankreich haben wir manchmal reichlich Wasser, deshalb sind wir der Meinung, dass wir mehr speichern sollten“, sagt Sauvaitre. „Aber es ist in Frankreich praktisch unmöglich, über den Ausbau unserer Wasserspeicherkapazitäten zu sprechen. Mit steigenden Sommertemperaturen wird die Apfelbranche mehr Wasser brauchen als früher – aber das ist ein politisches Thema.“

Saisonarbeitskräfte gesucht

Auch die Suche nach ausreichend Arbeitskräften werde von Jahr zu Jahr schwieriger – nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa und den USA. „Zum Ernten, zum Schneiden brauchen wir Saisonarbeitskräfte, und in den französischen Obstgärten sind sie nicht leicht zu finden“, erklärt er. „Wir brauchen Arbeitskräfte aus anderen europäischen Ländern und aus Nordafrika – aber das wird immer schwieriger. Es gibt weltweit einen Wettbewerb um ein ausgewogenes Verhältnis bei den Saisonarbeitskräften und darum, frisches Obst im Regal halten zu können.“

Diese Herausforderungen treffen auf eine Branche, die sich zugleich mit den Folgen globaler politischer Instabilität und gestörter Handelswege auseinandersetzen muss. Asien zu erreichen sei schwieriger geworden, da Container Südafrika umfahren, um Probleme im Roten Meer zu vermeiden. Doch trotz aller Schwierigkeiten erzielten Exporteure gute Ergebnisse in Ländern wie Vietnam, das sich zum wichtigsten Markt für französische Äpfel in der Region entwickelt habe.

“Das Vereinigte Königreich bleibt unser wichtigster Markt”

Die französischen Apfelexporte liegen weiterhin bei durchschnittlich rund 300.000  t pro Jahr, wobei das Vereinigte Königreich ein starker Partner bleibt und auch in Lateinamerika Zuwächse zu verzeichnen seien. „Wir dachten, der Brexit würde uns Probleme bereiten, aber das Vereinigte Königreich bleibt unser wichtigster Markt“, sagt Sauvaitre. „Mexiko hat sich inzwischen wegen Handelsproblemen mit den USA entschieden, seine Importquellen zu diversifizieren – das hat uns die Tür geöffnet. Wir haben 25 Jahre lang darauf gewartet, den mexikanischen Markt zu erschließen, und Trump hat uns dabei geholfen. Wir hoffen, bereits in der nächsten Saison dorthin exportieren zu können. Auch in Südamerika hatten wir gute Ergebnisse – etwa in Kolumbien und Brasilien.“