Ganze 7,7 % in der Menge und 14,1 % im Wert legen italienische Obst- und Gemüse-Ausfuhren zwischen Januar und Juni in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr zu, wie die Branchenvereinigung Fruitimprese bekanntgibt. Dabei konnten in so ziemlich allen Kategorien gute Ergebnisse erzielt werden, doch insbesondere Frischobst sticht deutlich hervor: +22 % in der Menge und +26,5 % im Wert wurden im ersten Halbjahr 2025 erreicht.
Die erfreuliche Entwicklung sei vor allem Äpfeln zu verdanken, die mit 586.445 t knapp ein Viertel (+24,67 %) in der Menge sowie mit über 676 Mio Euro auch 22,25 % im Wert zulegen konnten. Kiwis verzeichneten ebenfalls hervorragende Resultate: Die grünen, gelben oder roten Früchte steigen im Export um 18,23 % in der Menge sowie um 31,46 % im Wert, was vor allem auf die neuen gelb- und rotfleischigen Züchtungen und den damit verbundenen Mehrwert zurückzuführen sei, stellt Fruitimprese fest.
Gut verlaufen sei auch der Erdbeer-Export (24,82 % in der Menge, 21,68 % im Wert), wobei besonderes Augenmerk im Frischobst den Birnen zukommen müsse, betont die Vereinigung: Diese konnten im ersten Halbjahr ein gar dreistelliges Wachstum im Export erreichen und stiegen um 159,27 % in der Menge sowie um 120,85 % im Wert - Zahlen, die imposant klingen, allerdings dennoch nur rund die Hälfte der Ergebnisse aus 2020 abbilden und “weit entfernt von dem sind, was Italien in Europa führend für dieses Produkt” machte. Auch für die kommende Kampagne beobachte man deutliche Rückgänge durch Befall mit der Marmorierten Baumwanze, gegen die nicht genügend Wirkstoffe verfügbar seien.
Zitronen im Zuwachs
Bei Citrusfrüchten seien die Exporte im 1. Halbjahr des Jahres um 6,9 % in der Menge sowie um 16,9 % im Wert gestiegen; im Einzelnen konnten dabei Orangen noch eher bescheidene 3,8 % in der Menge sowie 11,36 % im Wert erzielen, während Zitronen mit +42,99 % in der Menge und +48,37 % im Wert punkten konnten. Diese Kategorie habe in den letzten Jahren starkes Wachstum erzielt, nicht zuletzt auch wegen Produktionskrisen anderer Anbauregionen.
Nüsse-Notstand absehbar
Gemüse und Kartoffeln liegen wiederum in etwa gleichauf zum Vorjahreszeitraum, berichtet Fruitimprese, wobei gegenüber 2024 ein leichter Rückgang von 3,6 % in der Menge und 2,6 % im Wert zu beobachten sei. Die positive Entwicklung der Trockenfrüchte und Nüsse (+12,9 % in der Menge, 23,9 % im Wert) werde sich im kommenden Jahr vermutlich nicht wiederholen, mutmaßt die Vereinigung: Mit den um 50 % reduzierten Ernteprognosen für die kommende Saison bei Haselnüssen und Mandeln ist schlicht nicht genüg Ware verfügbar.
Deutlich negativ haben Exoten im ersten Halbjahr abgeschnitten: Die mit -26,9 % knapp um ein Drittel reduzierten Mengen zeugten von einer Krise der Häfensysteme, bei der die Überlastung wichtiger Hubs wie z.B. dem Hafen von Genua nach jahrelangem Wachstum für sinkende Mengen sorgten.
Beruhigende Ergebnisse in beunruhigenden Zeiten
“Die Exportergebnisse der italienischen O+G-Exporte sind für unser Land beruhigend, auch wenn der selbstzerstörerische Kurs, den die Europäische Kommission mit ihren manchmal unverständlichen Entscheidungen einschlägt, besorgniserregend ist”, kommentiert dazu Fruitimprese-Präsident Marco Salvi. “Der Vorschlag eines Handelsabkommens nach dem Treffen zwischen Trump und Von der Leyen im August wurde von vielen Mitgliedsstaaten und Akteuren der Frischebranche scharf kritisiert: Für Obst ist vorgesehen, dass amerikanische Produkte unsere Märkte zollfrei erreichen können, was sie in direkten Wettbewerb zum europäischen Anbau stellt, während unsere Kiwis, die einzige Kategorie, die in den USA bisher Fuß fassen konnte, Zöllen i.H.v. 15 % entgegensehen”, so Salvi weiter.
Drohen Einnahmenverluste und Wettbewerbszunahme?
Diesbezüglich teile man die Annahme der europäischen Vereinigung Freshfel, der zufolge 12 Mrd Euro Verlust an Zolleinnahmen durch das EU-USA-Abkommen drohen. Auch fehlten Vereinbarungen zur Einhaltungen von Vorschriften, die für europäische Unternehmen gelten, z.B. beim Thema Nachhaltigkeit, erklärte der Fruitimprese-Präsident. “An diesem Punkt wünschen wir uns, dass sich andere Partnerländer nicht auf die Meistbegünstigtenklausel berufen, denn dann könnte der Wettbewerb auf unseren Märkten wirklich untragbar werden.” Der Klausel zufolge, die nach dem Englischen “most favoured nation” auch MFN-Prinzip genannt wird, müssen Handelsvorteile, die einem Vertragspartner gewährt werden, allen Vertragspartnern gewährt werden.