Mit dem Vorantreiben ihrer ehrgeizigen Umweltagenda stellt die Europäische Union Südafrikas Obstbranche vor große Herausforderungen.

Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR), die im Februar 2025 in Kraft trat, könnte grundlegende Änderungen bei der Verpackung von Exportware erzwingen – und damit darüber entscheiden, ob südafrikanische Früchte auch künftig die europäischen Handelsregale erreichen.

verpackte Äpfel

Bei der Ausfuhr von frischem Obst aus Südafrika in die EU werden routinemäßig Kunststoffverpackungen verwendet. Dies gilt bspw. auch für den Export von Äpfeln oder auch Tafeltrauben.

Image: Lucentlands Media

Die PPWR ersetzt die bisherige EU-Verpackungsrichtlinie und verfolgt drei zentrale Ziele: die Reduzierung von Verpackungsabfällen, die Förderung nachhaltiger Materialien und die Vereinheitlichung der Vorschriften im EU-Binnenmarkt. Sie setzt verbindliche Vorgaben: Bis 2030 müssen alle Verpackungen recyclingfähig sein, bestimmte Einwegkunststoffe werden verboten, und wiederverwendbare oder kompostierbare Materialien sollen bevorzugt eingesetzt werden.

Diese Neuerungen betreffen alle Länder, die frisches Obst und Gemüse in die EU exportieren – darunter auch Südafrika, das jährlich über 1,3 Mio t Frischware nach Europa liefert, insbesondere Citrusfrüchte, Kernobst, Steinobst und Tafeltrauben. Für europäische Einzelhändler und Importeure, die in den Wintermonaten stark auf südafrikanisches Obst angewiesen sind, steht dabei viel auf dem Spiel.

Plastikverpackungen unter Druck

Besonders umstritten ist das geplante Verbot von Kunststoffverpackungen für Obst und Gemüse unter 1,5 Kilogramm – es sei denn, die Verpackungen sind nachweislich wiederverwendbar oder recyclingfähig. Für südafrikanische Exporteure stellt diese Regelung eine direkte Bedrohung ihrer etablierten Kühlkettenlogistik dar.

Verpackungen machen bei der Produktion von Kern- und Steinobst zwischen 20 % und 30 % der Kosten aus – und sind entscheidend für den Erhalt der Frische auf dem langen Transportweg von vier bis sechs Wochen nach Europa. Die Branche warnt davor, dass ein Verzicht auf bewährte Materialien ohne marktreife Alternativen zu höheren Lebensmittelverlusten, Qualitätsproblemen und Marktanteilsverlusten führen könnte. Auch aus phytosanitärer Sicht sind Plastik-Inlays relevant: Sie schützen nach der Behandlung vor einer Wiederverunreinigung durch Insekten – eine Grundvoraussetzung für den Zugang zum EU-Markt.

„Plastikfolien spielen eine zentrale Rolle“, erklärte Con Louw, Logistikmanager bei Ceres Fruit Growers und Vertreter der branchengetragenen Packhouse Action Group, bei einem Hortgro-Webinar zum Thema Kunststoff und Verpackung. „Sie erhalten die Qualität der Früchte, verhindern Feuchtigkeitsverlust und schützen vor Kälteschäden sowie Ethylenanreicherung bei Äpfeln auf langen Seewegen. In vielen Fällen sind sie nicht optional – sie gelten als Best Practice im Exportgeschäft.“

Unverhältnismäßige Maßnahme?

Auch Philippe Binard, Generalsekretär des europäischen Frischwarenverbands Freshfel Europe, äußerte in einem Interview mit Nitasha Baijnath-Pillay von Hortgro (Managerin für Nachhaltigkeit und natürliche Ressourcen) Kritik: Die Fokussierung auf Plastikverpackungen im Obst- und Gemüsesektor sei nicht nachvollziehbar. „Dieser Sektor macht nur etwa 1,5 % des Plastikanteils im Einzelhandel aus“, so Binard. „Er hat eine der geringsten Umweltwirkungen – bei gleichzeitig hohem Nährwert für die Verbraucher. Ein pauschales Verbot ohne Berücksichtigung des Kontexts wirkt irrational.“

Zwar seien die Klimaambitionen der EU grundsätzlich zu begrüßen, so Binard weiter, doch Tempo und Strenge der Verordnung könnten Länder wie Südafrika benachteiligen – obwohl diese bereits Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit erzielen. 

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