Die Europäische Kommission hat das umstrittene Handelsabkommen mit Marokko in Kraft gesetzt, wonach die Zollvorteile, von denen marokkanische Produkte auf dem EU-Gemeinschaftsmarkt profitieren, auch auf Erzeugnisse aus der Westsahara ausgeweitet werden.
Dabei seien die beiden Urteile des Gerichtshofs der Europäischen Union vom 4. Oktober 2024 ignoriert worden, kritisiert der spanische Branchenverband FEPEX. Der Verband lehnt das neue Abkommen der EU mit Marokko ab, da es aus seiner Sicht zu einem starken Anstieg der Obst- und Gemüseexporte in die EU und damit zu einer Verschärfung des Wettbewerbs mit den Erzeugnissen der Gemeinschaft führen wird. Kritikwürdig seien in diesem Zusammenhang auch die niedrigeren Anforderungen, die Marokko hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und des Pflanzenschutzes gewährleisten müsse.
Im Falle der Tomatenexporte hat der Wettbewerb aus Marokko FEPEX zufolge dazu geführt, dass die Produktion in Spanien in den vergangenen zehn Jahren um 31 % zurückgegangen ist und auch die Exporte in die EU um 25 % gesunken sind. Und zwar von 786.599 t im Jahr 2014 auf 591.098 t im Jahr 2024 (ohne Vereinigtes Königreich), während die EU-Importe von Tomaten aus Marokko um 42 % gestiegen sind, von 345.416 t im Jahr 2014 auf 491.908 t im Jahr 2023. FEPEX moniert insbesondere, dass das Abkommen mit Marokko auf wenig transparente Weise ausgehandelt wurde, was sein vorläufiges Inkrafttreten erst ermöglicht habe. Das Abkommen sei zudem unter Missachtung des Geistes der beiden Urteile des EuGH und in Kenntnis der Schäden geschlossen worden, die es den Obst- und Gemüseproduzenten der Gemeinschaft zufügen werde.