Die ersten Äpfel sind jetzt reif. Vom Alten Land bis zum Bodensee, von Mecklenburg über Sachsen bis an den Niederrhein hat die Ernte des deutschen Lieblingsobstes begonnen. Erste frühe Sorten sind bereits im Handel, die Lagersorten folgen in den kommenden Wochen, so Deutsches Obst und Gemüse.

Auch wenn das Wetter im Frühjahr nicht überall mitspielte, steht eines fest: Es wird in diesem Jahr reichlich Auswahl geben. Wer glaube, beim Apfel handele es sich um eine schlichte, stets verlässliche Begleitung durchs Jahr, unterschätze ihn gewaltig. Er ist auch ein virtuoser Aromakünstler, der sich zwischen fruchtiger Süße, feiner Säure und knackigem Biss immer wieder neu erfindet.  

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Image: BVEO

In Zeiten, in denen der Klimawandel auch die Landwirtschaft vor große Herausforderungen stellt, punkte der Apfel mit kurzen Transportwegen und integriertem oder biologischem Anbau. Heimische Äpfel können nicht nur länger am Baum reifen und ihren vollen Geschmack entfalten, sie werden auch nach strengen deutschen Standards produziert.

Zwar stand die Apfelblüte in diesem Jahr vielerorts im Zeichen der Sonne und milder Temperaturen. Doch nicht jede Region hatte gleich viel Glück: Mancherorts setzten Spätfröste und Starkregen den Blüten zu, während andere Gebiete nahezu unbeschadet durchkamen. Die bevorstehende europäische Erntemenge wird daher voraussichtlich bei 10,45 Mio t liegen und damit ganz leicht unter dem langfristigen Mittel. In Deutschland gehen wir von 1.000.000 t aus, das sind 14,68 % mehr als im vergangenen Jahr und 3,98 % mehr als im Mittel der vergangenen drei Jahre.

Im Süden Deutschlands werden bereits seit Anfang August die Frühäpfel Delbarestivale und SweeTango® gepflückt. „Nach einer überdurchschnittlichen Apfelsaison 2024 rechnen die Obstbaubetriebe am Bodensee für das Jahr 2025 mit einer qualitativ hochwertigen, jedoch etwas kleineren Ernte mit rund 227.000 t Äpfeln. Die aktuelle Prognose unterstreicht erneut die strategische Bedeutung des Apfelanbaus am Bodensee“, erklärt Janina Bembenek, Leitung Marketing, Obst vom Bodensee. „Unsere familiengeführten Erzeugerbetriebe stehen für Qualität, Regionalität und Verantwortung – auch in Zeiten klimatischer und wirtschaftlicher Herausforderungen.“

Im Alten Land hat die Ernte der Frühsorten wie Roter Gravensteiner und Delbarestivale soeben begonnen – etwas später als vergangenes Jahr, aber fünf Tage früher als im langfristigen Mittel. „Den Auftakt bei den Haupt- und Lagersorten macht Ende August dann SweeTango®, gefolgt von z.B. Elstar, Holsteiner Cox und Rockit. Im Oktober werden dann die späten Sorten wie Braeburn und Fräulein und auch die Jonagold-Gruppe geerntet“, erläutert Jens Anderson, Marketingleiter, Elbe Obst. „Wir erwarten gute Qualitäten und eine höhere Erntemenge als im vergangenen Jahr. Das liegt nicht zuletzt an der exzellenten Wasserversorgung im Alten Land. Die war nämlich im Frühjahr für die Frostschutzberegnung sehr wichtig. Sinken die Temperaturen unter null Grad, werden bei uns die Blüten mit Wasser besprüht. Beim Gefrieren des Wassers entsteht dann die sogenannte Erstarrungswärme, die die Knospen vor der Kälte schützt und so die Ernte sichert.“

Auch der Westen startet in KW 33 mit der frühen Sorte Delbarestivale. „Eine Woche später beginnt die Ernte unserer Hauptsorte Elstar, ab der KW 35 folgt Gala und danach setzt sich die Saison mit weiteren Sorten wie Boskoop, Jonagold, Braeburn, Pinova, Wellant und Evelina fort. Insgesamt gehen wir in diesem Jahr von einer überproportional starken Ernte aus, nicht im Westen, sondern in ganz Deutschland. Das wird den Markt stärker unter Druck setzen als im vergangenen Jahr. Gemeinsam mit unseren Partnern im Handel werden wir daher verstärkt Aktionen platzieren müssen, um die prognostizierten Mengen gut zu vermarkten“, sagt Nico Wesseling, stellv. Vertriebsleiter Obst bei Landgard West Obst & Gemüse.

Hans-Jörg Friedrich, Vorstand vom Pfalzmarkt, bestätigt: „Nach einem sehr positiven Erntejahr 2024 waren die Anbaubedingungen für Äpfel in diesem Jahr wieder gleichbleibend gut. Der Wetterwechsel der vergangenen Wochen hat unserer Anbauregion die nötige Mischung aus vielen Sonnenstunden und einer guten Wasserversorgung direkt im Nachgang geliefert. So konnten wir bereits Mitte Juli schrittweise in die Ernte gehen mit kleineren Mengen. In dieser Woche erwarten wir größere Erntemengen bei unseren marktrelevanten Sorten u.a. Jonagold, Elstar und Gala. Wir gehen, wie auch im Vorjahr positiv in die Pfälzer Apfelsaison 2025. Sofern die positive Wetterbilanz der vergangenen Wochen anhält, rechnen wir mit gleichbleibend hohen Mengen und Qualitäten über die gesamte Saison.“

Der Apfel ist Kulturpflanze, Symbol und treuer Begleiter – und das seit Jahrhunderten. Bereits im achten Jahrhundert kultiviert, wächst er heute auf rund 33.000 ha in Deutschland. Vier große Anbaugebiete – das Alte Land, der Bodensee, der Niederrhein und der Dresdner Raum – sorgen dafür, dass 70 % der hiesigen Obstbauflächen dem Apfel gewidmet sind. Im Erwerbsanbau dominieren etwa 15 Sorten, allen voran Elstar, dicht gefolgt von Gala, Braeburn und Jonagold

Doch das Angebot orientiere sich auch an den veränderten Geschmackspräferenzen der Verbraucher. Bei neuen Sorten liege der Fokus vor allem auf Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel, Resistenz gegenüber Pflanzenkrankheiten und Lagerfähigkeit. Und über allem stehe das Ziel, eine ganzjährige Versorgung mit heimischen Äpfeln in Top-Qualität sicherzustellen.