Die Suzuki-Fruchtfliege hat in den Niederlanden einen natürlichen Feind bekommen. Forscher der Wageningen University & Research (WUR) haben erstmals asiatische Schlupfwespen als biologische Bekämpfungsmittel gegen diesen invasiven Schädling freigesetzt, teilt WUR mit.
„Damit wurde ein wichtiger Schritt in Richtung einer besser kontrollierbaren Population getan“, sagt Forscher Herman Helsen. „An verschiedenen Standorten in den zentralen Niederlanden setzen wir Schlupfwespen der Art Ganaspis kimorum frei. Diese Schlupfwespe stammt aus Asien und ist dort ein wichtiger natürlicher Feind der Suzuki-Fruchtfliege.”
Die Schlupfwespen wurden im April aus der Schweiz in die Niederlande gebracht und im WUR-Labor in Randwijk vermehrt. Die Wespen werden nun an Orten mit vielen wilden Brombeeren und anderen reifenden Früchten ausgesetzt, den bevorzugten Brutstätten der Suzuki-Fruchtfliege. Die Forscher gehen davon aus, dass sich die Schlupfwespen dort auf Suzuki-Larven vermehren und allmählich ausbreiten werden. Letztendlich soll dies zu einer kleineren Suzuki-Population und weniger Druck auf den Obstanbau führen. Die Aussetzungen werden bis 2026 an mehreren Orten in den Niederlanden fortgesetzt.
Strenge Regeln für die Einführung
„Die Ausbreitung von Insekten unterliegt strengen Vorschriften“, betont Helsen. „Ganaspis kimorum wurde jahrelang in Laboren in der Schweiz und anderen Ländern untersucht. Diese Wespe ist sehr wirksam gegen die Suzuki-Fruchtfliege und lässt andere einheimische Insekten in Ruhe.“ 2024 reichte die Wageningen University & Research einen umfangreichen Zulassungsantrag ein. Auf dieser Grundlage genehmigte die niederländische Regierung Anfang dieses Jahres eine kontrollierte Einführung.
Die Suzuki-Fruchtfliege (Drosophila suzukii) stammt ursprünglich aus Asien und wurde 2008 über Obst nach Europa und in die Vereinigten Staaten eingeschleppt. In den Niederlanden wurde die Art 2012 zum ersten Mal gesichtet. Anders als unsere heimischen Fruchtfliegen legt das Weibchen seine Eier in reifendes, weiches Obst, das noch ganz ist, wie Kirschen, Erdbeeren und Himbeeren. Die Larven fressen das Obst von innen auf, wodurch es schnell verfault und ungenießbar wird. Das niederländische Klima – feucht, mit milden Wintern und milden Sommern – ist ideal für diese Fruchtfliege. Daher ist diese exotische Art eine lästige Plage für Obstbauern und Kleingärtner.
Suzuki-Fruchtfliege ist europäischen Schlupfwespen überlegen
Europäische Schlupfwespen können die Suzuki-Fruchtfliege kaum bekämpfen. Sie suchen ihre Beute vor allem auf dem Boden, wo sich die Larven einheimischer Fruchtfliegen in verrottenden Früchten oder Pflanzenabfällen entwickeln. Die Suzuki-Fruchtfliege, die sich gerade in intakten Früchten an Sträuchern und Bäumen befindet, wird so fast nicht gefunden. Außerdem verfügen Suzuki-Larven über ein Abwehrsystem, das die Eier europäischer Schlupfwespen erkennt und einkapselt, sodass sie sich nicht entwickeln können. Ganaspis kimorum kann dieses Abwehrsystem umgehen und findet die Larven gerade in Früchten, die noch an der Pflanze hängen.
Ganaspis kimorum kommt in weiten Teilen Asiens vor, auch in Gebieten mit einem Klima, das mit dem der Niederlande vergleichbar ist. Daher gehen die Forscher davon aus, dass die Schlupfwespe hier überwintern kann. Da die Wespe von Suzuki-Larven abhängig ist, werden die Freisetzungen an Orten durchgeführt, an denen es lang reifende Früchte gibt – und damit auch eine stabile Population von Fruchtfliegen. Im kommenden Jahr wird an diesen Standorten untersucht, ob sich die Schlupfwespe ansiedeln konnte.
Kein Wundermittel, aber ein wichtiger Schritt
Ist damit das Suzuki-Problem gelöst? Nein, sagt Helsen: „Diese Fruchtfliege konnte sich weltweit ansiedeln, weil es außerhalb Asiens keine natürlichen Feinde gibt. In den Niederlanden wachsen mehr als 50 Pflanzenarten, auf denen die Fliege leben kann. Dadurch kann sich die Art überall in der Landschaft vermehren. Dies führt zu einem kontinuierlichen Zustrom von Fliegen in die Obstgärten, was die Bekämpfung erschwert. Durch den Einsatz eines spezialisierten natürlichen Feindes kann das Wachstum der Suzuki-Fruchtfliege gebremst werden. Dies trägt dazu bei, den Druck auf die Kulturen zu verringern, aber zusätzliche Maßnahmen in den Kulturen bleiben weiterhin notwendig.“
In Zukunft könnten Schlupfwespen möglicherweise auch direkt in Obstkulturen als Teil einer nachhaltigen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. In der Gewächshauskultur wird dies bereits erfolgreich bei anderen Schädlingen praktiziert. Für den Einsatz im Obstanbau ist es wichtig, dass die Schlupfwespen effizient und kostengünstig gezüchtet werden können. Die Wageningen University & Research untersucht dies gemeinsam mit Koppert, einem Hersteller von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Der Einsatz natürlicher Feinde wie Schlupfwespen stehe im Einklang mit der allgemeinen Suche nach umweltfreundlichen Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz.