Deutliche Kritik an den Plänen der umstrittenen chinesischen Online-Plattform Temu, in Europa verstärkt Lebensmittel zu vertreiben, hat der österreichische Handelsverband geübt.

Dem Verband zufolge soll ein eigens aufgebautes EU-Team bereits europäische Produzenten ansprechen. Der Handelsverband zeigte sich alarmiert und warnte vor massiven mittelfristigen Risiken für die Verbraucher, die Umwelt und den gesamten europäischen Wirtschaftsstandort. Temu wolle bei Lebensmitteln Fuß fassen, und das ohne eigene Lagerinfrastruktur und vermutlich erneut ohne Rücksicht auf europäische Standards.

Verbands-Geschäftsführer Rainer Will erinnerte daran, dass der Lebensmittelhandel zur kritischen Infrastruktur zähle: „Das ist ein hochsensibler Bereich, in dem Qualität, Rück-verfolgbarkeit und Sicherheit keine Verhandlungsmasse sein dürfen“. Der Geschäftsführer wies darauf hin, dass Fernost-Plattformen für aggressive Dumpingpreise, eine mangelhafte Produktsicherheit, intransparente Lieferketten und vielfache Verstöße gegen geltendes EU-Recht bekannt seien. Verbraucherschützer hätten wiederholt auf gesundheits-gefährdende Inhaltsstoffe und fehlende Produktauszeichnungen hingewiesen.

„Der faire Wettbewerb in der EU wird durch Fernost-Plattformen völlig untergraben“, gab Will zu bedenken. Europäische Lebensmittelproduzenten und der heimische Handel stünden schon jetzt unter enormem Druck. Wenn Marktplätze in der EU weiter derart unreguliert agieren dürften, sei das ein Brandbeschleuniger für ein bereits brennendes Problem. „Die angekündigten Pläne von Temu gefährden mittelfristig unsere regionalen Strukturen“, so der Geschäftsführer.

Strengere Kontrollen notwendig

Der scheinbar günstige Warenbezug über Fernost-Plattformen wie Temu könnte die EU-Staaten nach Ansicht von Will letztlich teuer zu stehen kommen. Millionen falsch deklarierter Pakete würden Städten und Gemeinden wichtige Kommunalsteuereinnahmen entziehen und eine regelrechte Müllflut verursachen. Daher seien die von der österreichischen Bundesregierung angekündigten strengeren Kontrollen ein wichtiger Schritt.

Allerdings seien weitere Maßnahmen unbedingt nötig, unterstrich Will. Auf nationaler Ebene sollte eine Plattform-Haftung für die korrekte Warendeklaration eingeführt werden. Auf EU-Ebene plädiert er für die sofortige Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze, mehr Ressourcen für Zollbehörden, strenge Importkontrollen sowie temporäre Handelssperren für die Fernost-Anbieter als Ultima Ratio bei wiederholtem Rechtsbruch. AgE

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