Anlässlich der Sonder-Agrarministerkonferenz in Berlin am 10. Juli 2025 und der Plenardebatten im Europäischen Parlament in Straßburg fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die Bundesregierung und die Agrarministerinnen und Agrarministern der Länder auf, sich mit einer starken gemeinsamen Stimme für eine praxisnahe Gestaltung der zukünftigen EU-Agrarförderung einzusetzen.

 „Die Landwirtinnen und Landwirte in unserem Land erwarten zu Recht, dass die GAP ab 2028 die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität ihrer Betriebe stärkt und die Politik wieder mehr Vertrauen in ihre Arbeit setzt. Die Gestaltung der EU-Agrarförderung und deren nationale Umsetzung ab 2028 muss dazu führen, dass die Einkommen der Betriebe wieder gestärkt und bürokratische Fesseln gelöst werden”, so Rukwied in einer Mitteilung des DBV.

Landwirtschaft braucht eine “zukunftsfeste Perspektive”

 „EU, Bund und Länder müssen die Agrarförderung ab 2028 aus einem Guss denken und den Landwirtinnen und Landwirten in Deutschland und Europa eine zukunftsfeste Perspektive bieten. Dafür brauchen wir ein starkes, eigenständiges und deutlich erhöhtes EU-Agrarbudget, um Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu gewährleisten. Die Einkommenswirksamkeit aller GAP-Instrumente - insbesondere der Direktzahlungen - muss gestärkt werden. Bürokratieabbau, Vereinfachung und eine praxistaugliche Gestaltung der Grünen Architektur müssen im Mittelpunkt stehen. Freiwillige Agrarumweltmaßnahmen müssen wirtschaftlich tragfähig und kooperativ ausgestaltet sein, um als eigenständiger Betriebszweig bestehen zu können”, fordert der Bauernpräsident.

Deutlich stärkere Nachfrage nach Ökolregelungen

Besonders erfreulich sei aus Sicht des DBV, dass die freiwilligen Ökoregelungen (ÖR) im Antragsjahr 2025 auf eine deutlich stärkere Nachfrage gestoßen seien als in den beiden Vorjahren. Nach ersten Auswertungen werde das ursprünglich geplante Budget von knapp einer Milliarde Euro erstmals überzeichnet - ein ermutigendes Signal:  „Unsere Landwirte sind bereit, noch mehr für Umwelt-, Klima- und Naturschutz zu leisten - wenn die Maßnahmen praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind. Diese Botschaft sollte auch die Sonder-AMK prägen: Setzen Sie auf Eigenverantwortung, Praktikabilität und Vertrauen in die Landwirte”, sagt Bauernpräsident Rukwied. Die finalen Zahlen über die Inanspruchnahme der Ökoregelungen im laufenden Antragsjahr 2025 liegen voraussichtlich im Herbst vor, wenn die Prüfungen und Kontrollen der beantragten GAP-Maßnahmen abgeschlossen sind. Der DBV appelliert an Bund und Länder, dass die Auszahlungen an die Betriebe ohne Kürzungen spätestens im Dezember erfolgen. 

Die Kernforderungen des Deutschen Bauernverbandes zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) und zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2028-2034 können Sie → an dieser Stelle nachlesen.

Erhöhung des Mindestlohns führt zur Produktionsverlagerung

Auch zum Mindestlohn hatte sich Präsident Rukwied geäußert und den Vorschlag der Mindestlohnkommission, den Mindestlohn auf 14,60 Euro anzuheben, in aller Deutlichkeit kritisiert: „Diese massive Anhebung des Mindestlohns wird landwirtschaftliche Betriebe zum Ausstieg aus arbeitsintensiven Kulturen zwingen. Wir werden dem Wettbewerbsdruck innerhalb der EU nicht standhalten können, was zu einer weiteren Produktionsverlagerung ins Ausland führen wird. Wir brauchen dringend eine Sonderregelung für saisonal Beschäftigte in der Landwirtschaft. Dieser Mindestlohn hat das Potenzial, den Anbau von Obst, Gemüse und Wein aus Deutschland zu verdrängen. Die Erzeugung in Deutschland ließe sich nur über deutliche Preissteigerungen halten.“ 

Harter Wettbewerb und sinkender Selbstversorgungsgrad

Die deutschen Landwirte stünden vor allem in den Bereichen Obst, Gemüse oder Wein im harten Wettbewerb mit Landwirten aus Polen, Spanien, Italien, Griechenland oder Frankreich, so der DVB. Dort liege der Mindestlohn schon jetzt teilweise sehr deutlich unter dem deutschen Mindestlohn, betont der Verband, und nennt als Beispiele Polen (7,08 Euro), Spanien (8,37 Euro), Frankreich (11,88 Euro) und Griechenland (5,60 Euro). Der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse, der laut BLE im Jahr 2022 bei Gemüse bei 36 %, bei Obst bei 23 % lag, werde weiter abnehmen, folgert der DVB. 

DBV-Präsident Joachim Rukwied

DBV-Präsident Joachim Rukwied

Image: Maik Schulze für DBV