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„In den vergangenen zehn Jahren sind die Exporte von Bioerzeugnissen um 181 % gestiegen. Was geschieht, wenn auch Deutschland 25 % der Produktion erreicht?“, fragte sich Angelo Frascarelli, Präsident von Ismea, auf der Eröffnungskonferenz der Messe Sana 2022 in Bologna. Wie auf Myfruit zu lesen ist, sieht er die im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie festgelegte Mindestquote von 25 % für den Anteil des ökologischen Anbaus als „lobenswertes Ziel“, das jedoch Italien den derzeitigen Marktvorteil kosten könnte.

Aktuell liegt das Land mit einem Anteil an Bioproduktion von 16 % deutlich vor dem europäischen Durchschnitt mit 9 % und bleibt führend bei der für ökologische Landwirtschaft genutzten Fläche, der Zahl der Biobetriebe sowie der Exportmengen. Letztere sind im Vergleich zum Vorjahr um 16 % auf einen Umsatz von 3,4 Mrd Euro angestiegen. Neben der Ausweitung der Flächen in anderen europäischen Ländern wurde auch der Anstieg von Bioprodukten in Discountern von Frascarelli thematisiert. Immer mehr hielten Werbeaktionen und Eigenmarken Einzug, „Bioware läuft Gefahr, ein Massenprodukt zu werden, ohne Unterscheidungsmerkmale“, gab er zu bedenken.

Vertreter des italienischen Einzelhandels sahen diese Entwicklung weniger problematisch. Ökologisch erzeugte Lebensmittel müssten demokratisiert werden, um aus ihrer Nische zu gelangen, stellte Carlo Alberto Buttarelli, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Handelsverbands „Associazione distribuzione moderna“, fest. „Der Handel hat Biolebensmitteln ein Gesicht gegeben“, betonte er. Viele Unternehmen seien mit dem Handel gewachsen, man habe ökologisch erzeugte Lebensmittel einer größeren Schicht von Verbrauchern zugänglich gemacht. In Italien ist der Inlandsverbrauch in leichtem Rückgang (-0,8 %), ökologisch erzeugte Produkte haben einen Anteil am Gesamtlebensmittelverbrauch, der weiterhin unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Dennoch befindet er insgesamt betrachtet auch in Italien im Wachstum, vor allem durch den Außer-Haus-Konsum von Bioprodukten, der gegenüber 2021 um 53 % gestiegen ist. Eingekauft werden die ökologisch erzeugten dabei nicht nur im LEH (+0,8 % ggü 2021), sondern unter anderem auch im Direktvertrieb, auf Märkten oder durch Einkaufsgemeinschaften für fairen Handel.