Welche Rolle die Digitalisierung zukünftig in der Landwirtschaft spielen und wie diese die Arbeit von Landwirten unterstützen kann, zeigte das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) auf der Internationalen Grünen Woche (IGW). Das DLR-Institut für Datenwissenschaften und der Lehrstuhl für Fernerkundung der Friedrich-Schiller-Universität Jena präsentierten dort die FieldMApp. Sie ist zugleich Teil des digitalen Experimentierfeldes „AgriSens – DEMMIN 4.0“, so das DLR.

Mit der FieldMApp entwickeln Wissenschaftler eine Anwendung (App) für mobile Endgeräte wie Tablets oder Smartphones, die verschiedene Benutzeroberflächen zum Erheben von Daten in unterschiedlichen Situationen bereithält. Unter anderem können damit Landwirte über die Benutzeroberfläche „Fahrtansicht“ Flächeneigenschaften aus einem fahrenden Traktor erfassen. Das können z.B. Bereiche im Feld sein, auf denen Schadgräser wie der Ackerfuchsschwanz wachsen oder auf denen wegen der Boden- bzw. Reliefeigenschaften ein geringer Ertrag zu erwarten ist (Minderertragsflächen), heißt es weiter.

Ein Blick in die FieldMApp

Ein Blick in die FieldMApp

Image: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Eine andere Benutzeroberfläche der App sei das mobile Geoinformationssystem (GIS), mit der sich Karten digital darstellen und darin weitere Informationen ergänzen lassen. Mit dem GIS können bspw. Objekte auf Ackerflächen, wie etwa Nester von Bodenbrütern, die bei der Bewirtschaftung berücksichtigt werden müssen, kartiert werden.

Der vorgestellte Prototyp der FieldMApp wurde und wird in allen Entwicklungsphasen in enger Zusammenarbeit mit Landwirten sowie pflanzenbaulichen Beratern aufgebaut. Mit der FieldMApp wird so ein intuitiv bedienbares Werkzeug zur Digitalisierung von Expertenwissen bereitgestellt. Alle mit dieser App erhobenen Daten werden maschinenlesbar gespeichert, sodass diese von Computern interpretiert und automatisiert verarbeitet werden können.

Von besonderer Bedeutung sei die Einbindung von Satellitendatenprodukten, die wiederkehrend innerhalb weniger Tage flächenhaft ein Update zur Vegetationsentwicklung spezifischer Anbaufrüchte liefern. Entsprechende Produkte sogenannte „Vitalitätsdefizitlayer“, die Auskunft über Feldareale geben, auf denen Anbaufrüchte unterdurchschnittlich entwickelt sind, werden vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum des DLR im Team Agrar- und Waldökosysteme entwickelt. Grundlage hierfür bilden Aufnahmen des europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2. Anhand der Satellitendaten wird spezifisch für einzelne Feldfrüchte die Abweichung der Vegetationsentwicklung von der typischen, langjährigen Entwicklung in der Region berechnet.

Durch das Kombinieren der Geoinformationen zu potentiellen Minderertragsflächen und Vitalitätsdefiziten können Landwirte auch kleinräumig bodentypspezifische Zeitreihenanalysen der Anbaufrüchte durchführen. Landwirte können somit frühzeitig fundiertere Entscheidungen für eine präzise und damit ökonomisch und ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung treffen. Sie können bereits vor der Bewirtschaftung die Menge der benötigten Betriebsmittel wie z.B. Dünger genauer abschätzen. Zudem erhalten sie genaue Informationen, wie groß der Düngemittelbedarf auf unterschiedlichen Teilen der Anbaufläche ist und können Düngemittel bedarfsgerechter verteilen.

Neben der Unterstützung der Bewirtschaftungsplanung von Minderertragsflächen ermögliche die FieldMApp auch die Online- und Offline-Erfassung von Bestandsmerkmalen, Management- und Pflanzenwachstumsinformationen bei zentimetergenauer Verortung. Aufgrund des flexiblen Designs der Open-Source-Software FieldMApp könne diese stetig weiterentwickelt und an verschiedene Einsatzszenarien angepasst werden.