Die vergangenen vier Jahre waren nicht nur für die Akteure in der Wertschöpfungskette O+G ein Wechselbad der Gefühle. Pandemie, Engpässe bei der Logistik, Kostenexplosion, eingetrübte Konsumstimmung und Inflation betrafen die gesamte Wirtschaft und erforderten laufend Anpassungen.

Kurzfristige und intensive Verschiebungen zwischen Verzehr im Eigenheim und Außer-Haus-Verzehr erfolgten in beide Richtungen, wobei das Ausgangsniveau noch nicht wieder erreicht ist.

Zunächst bescherte die zwangsweise Schließung der Einrichtungen des Außer-Haus-Verzehrs dem Einzelhandel in den Jahren 2020 und 2021 enorme Umsatzzuwächse. Mangelnde Alternativen bei der Freizeitbeschäftigung ließen manchen Konsumenten die Lust am Kochen entdecken. Davon profitierten Einkaufsstätten außerhalb des LEH und die Vollsortimenter, denn Zeitnot spielte in Zeiten von Kurzarbeit und Home-Office kaum eine Rolle. Der Discount profitierte nur unterdurchschnittlich, weil der Wegfall alternativer Ausgabemöglichkeiten Kaufkraft in den Bereich Lebensmittel lenkte. Davon profitierten höherpreisige Artikel und auch die Nachfrage nach Bio-Produkten. Denn im Außer-Haus Verzehr ist Bio nur sehr schwach vertreten. Die „neuen Käufer“ im Einzelhandel entschieden sich am Regal häufig für Bio-Produkte.

Prof. Dr. Martin Fassnacht

Prof. Dr. Martin Fassnacht

Image: WHU/Katharina Sparwasser

Nach der russischen Invasion in der Ukraine gab es dann nach dem 24. Februar 2022 die „kalte Dusche.“ Nun war der Discount wieder gefragt, die Einkaufstätten außerhalb des LEH mussten herbe Verluste hinnehmen. Die langsam einsetzende Erholung des Außer-Haus-Verzehrs tat sein Übriges, auch wenn das Ausgangsniveau des Jahres 2019 noch immer nicht erreicht wurde. Denn viele Firmen im Foodservice Sektor haben die Pandemie nicht überlebt, die Abwanderung der Arbeitskräfte sorgt außerdem dafür, dass die Nachfrage von den verbliebenen Gastronomen oft nicht bedient werden kann. Der Bio-Anteil sank 2022 auch bei frischem Obst und Gemüse zum ersten Mal seit vielen Jahren. AMI

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