Der russische Überfall auf die Ukraine hat in der dortigen Landwirtschaft innerhalb des ersten Kriegsjahres zu einem Gesamtschaden von rund 8,7 Mrd US-Dollar (8,1 Mrd Euro) geführt. Das entspricht 30 % des gesamten Grundkapitals der ukrainischen Landwirtschaft vor Kriegsbeginn.

Traktor auf der Straße

Traktor

Image: epeters/AdobeStock

Am schwerwiegendsten sind die Schäden in den ukrainischen Oblasten im Osten und Süden, wo die meisten Kampfhandlungen stattgefunden haben. Diese Bewertung findet sich in der neuen Publikation „Ukraine-Analysen - Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft“. Die darin enthaltenen Schätzungen beruhen auf Daten aus einem fortlaufenden Monitoring der Kiewer Hochschule für Ökonomie (KSE). Sie wurden von sechs Forschungsinstituten vorgenommen, darunter auch das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO).

Viele Traktoren zerstört

Die größte Schadenskategorie bilden landwirtschaftliche Maschinen und Werkzeuge. Auf sie entfallen mit 4,7 Mrd US-Dollar (4,4 Mrd Euro) etwa 53 % aller Schäden im Agrarsektor. Mit einem Schadenswert von bis zu 2 Mrd US-Dollar (1,9 Mrd Euro) stehen Traktoren an der Spitze der Liste. Als zweitgrößte Schadenskategorie werden eingelagerte Erntemengen genannt. Die durch die Zerstörung und systematische Diebstähle eingelagerter Produkte durch Russland verursachten Verluste belaufen sich auf schätzungsweise 1,9 Mrd US-Dollar (1,8 Mrd Euro). Hierunter fallen bspw. rund 4 Mio t Getreide und Ölsaaten. An dritter Stelle steht die Zerstörung von Lagerungsmöglichkeiten wie Getreidesilos mit 1,3 Mrd US-Dollar (1,2 Mrd Euro) bzw. 15 % aller Schäden. Der Schätzung zufolge wurden von den ursprünglich vorhandenen 75 Mio t Lagerkapazitäten fast 11,5 Mio t teilweise oder komplett zerstört.

Größte Verluste im Pflanzenbau

Betrachtet werden in der Publikation auch die Verluste im ukrainischen Agrarsektor. Anders als bei den Schäden kommen Angaben hierzu durch die Schätzung entgangener Einnahmen der Landwirtschaft angesichts einer geringeren Produktion und gestiegener Produktionskosten zustande. Laut der Untersuchung des KSE-Agrocenters betrugen die kriegsbedingten Verluste der Landwirtschaft bis Juli 2023 insgesamt 40,2 Mrd Us-Dollar (37,4 Mrd Euro). Diese Zahl ist höher als bspw. das landwirtschaftliche BIP der Ukraine von 2021. Die größten Einbußen gehen mit 23,0 Mrd US-Dollar (21,4 Mrd Euro) auf die geringere Produktion im Pflanzenbau zurück. Die zweitgrößte Kategorie ist auf die Unterbrechung des Exports zurückzuführen und beläuft sich auf etwa 14,5 Mrd US-Dollar (13,5 Mrd Euro). Dahinter folgen die Verluste durch eine geringere Produktion in den Bereichen Nutztierhaltung, Aquakultur und Fischerei mit 1,7 Mrd US-Dollar (1,6 Mrd Euro) sowie höhere Produktionskosten mit etwa 1,2 Mrd US-Dollar (1,1 Mrd Euro). AgE

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