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Irlands Kartoffelanbauern fehlt aufgrund von Handelsbeschränkungen infolge des Brexit das Pflanzgut aus Schottland. Die Lieferungen von dort hatten vor dem EU-Austritt Großbritanniens rund 60 % des Bedarfs an Pflanzkartoffeln abgedeckt. Nun will der Berufsstand versuchen, die Pflanzguterzeugung im eigenen Land auszubauen. Der irische Bauernverband (IFA) gab anlässlich eines Treffens mit Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue zu bedenken, dass dafür allerdings viel Zeit, Investitionen und Fachwissen erforderlich seien.

Laut IFA werden in Irland derzeit auf etwa 280 ha Pflanzkartoffeln angebaut. Um den heimischen Markt halbwegs versorgen zu können, müsste diese Fläche verdoppelt werden. Aber selbst dann könnte es weiterhin zu Engpässen kommen. Der Bauernverband schätzt, dass es allein bis zu vier Jahren dauern wird, bis das heimische Pflanzgut den Qualitätsanforderungen entspricht. Aber auch die schottische Seite zeigt sich entschlossen, an der gegenwärtigen Situation etwas zu ändern. Medienberichten zufolge haben sich Abgeordnete in einem Schreiben an die britische Regierung und die Europäische Union gewandt, um die bestehenden Hindernisse bei der Ausfuhr schottischer Pflanzkartoffeln in die Gemeinschaft zu beseitigen. Der schottische Bauernverband (NFU Scotland) macht sich ebenfalls für Handelserleichterungen stark. Für die deutschen Anbauer hatten schottische Pflanzkartoffelimporte vor dem Brexit indes nur eine „sehr marginale“ Bedeutung. Wie die Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA) auf Anfrage von AGRA-EUROPE mitteilte, handelte es sich bei den erfolgten Lieferungen überwiegend um „Liebhabersorten“, die für die professionelle Kartoffelproduktion kaum Bedeutung hatten. UNIKA verwies auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis), wonach 2020 - also im letzten Jahr vor dem Brexit - insgesamt 731 t Pflanzkartoffeln aus dem Vereinigten Königreich nach Deutschland geliefert wurden; das habe nur 1 % des Gesamtimports ausgemacht. Im Gegenzug seien aus der Bundesrepublik 2.795 t Pflanzkartoffeln nach Großbritannien exportiert worden, was etwa 3 % der Gesamtausfuhren entsprochen habe. AgE