In Niedersachsen läuft seit einigen Tagen die Kirschenernte. Die erste frische Ware, die vorwiegend aus dem Alten Land bei Hamburg stammt, wird jetzt in Geschäften und auf Wochenmärkten angeboten. Fachleute der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) erwarten mittlere bis gute Erträge von hervorragender Qualität.

„Wir rechnen mit zehn bis zwölf Tonnen Kirschen pro Hektar, das sind etwa zwölf bis 15 kg pro Baum“, sagt Martin Kockerols von der zur LWK gehörenden Obstbauversuchsanstalt (OVA) in Jork (Kreis Stade). Nur länger anhaltender Regen oder Hagel könnten die positiven Aussichten auf eine gute Ernte zumindest teilweise noch trüben. Um solche negativen Einflüsse auszuschalten, werden Kirschen überwiegend in sogenannten Dachanlagen angebaut. Gut 70 % bis 80 % der an der Niederelbe angebauten Süßkirschen seien mittlerweile überdacht – Tendenz steigend. Eine solche Anlage kostet pro Hektar inzwischen deutlich über 100.000 Euro.

Unter dem Regenschutz platzen die Früchte nicht auf und können daher besser ausreifen – und sind somit leckerer. Hinzu kommt, dass sie glänzender aussehen und haltbarer sind. Zudem lassen sich die Dachanlagen leichter mit Netzen gegen die beiden bedeutendsten Schädlinge – die Kirschfruchtfliege und die Kirschessigfliege – schützen.

Auf den ersten Plantagen hat die Ernte der frühen Sorten „Burlat“, „Merchant“ und „Bellise“ begonnen. Die Haupternte mit den beiden wichtigsten Sorten „Kordia“ und „Regina“ beginnt allerdings erst im Juli. Als spätes Anbaugebiet ist es für die Kirschbetriebe deutlich lohnender, überwiegend die späten, festen Sorten wie „Kordia“ und „Regina“ anzubauen, da zu diesem Zeitpunkt die Importe aus Südeuropa nachlassen. Bewahrheitet sich Kockerolsʼ Vorhersage, werden in diesem Jahr rund 5.000 t Süßkirschen in Niedersachsen, vorwiegend im Alten Land, geerntet werden. Dort an der Elbe werden auf rund 500 ha Süßkirschen angebaut. Verbraucher können die leckeren Früchte direkt ab Hof oder auf den Wochenmärkten probieren und kaufen.

Deutschlandweit werden etwa 5.500 ha Kirschen von 6.600 Betrieben angebaut. Bei einem Selbstversorgungsgrad von 30 % bis 50 % wird ein erheblicher Teil der in Deutschland verkauften Süßkirschen importiert. Hauptlieferanten sind die Türkei, Griechenland, Spanien und Italien. Die Betriebe erhoffen sich für ihre qualitativ hochwertigen Früchte auskömmliche Preise um die vor allem durch den stark gestiegenen Mindestlohn deutlich erhöhten Produktionskosten zu kompensieren.

In Niedersachsen erwarten die Erzeuger Süßkirschen von bester Qualität.

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