Ungewöhnlich starke Schneefälle und kaltes Wetter – teilweise mit einem landesweiten plötzlichen Temperaturabfall von 10 °C - während der Blühphase im April haben dafür gesorgt, das die wichtigsten Anbauregionen, darunter İzmir, Manisa, Denizli und Kütahya schwere Schäden erlitten haben, wie Hürriyet Daily mitteilt.
Ramazan Ozcan, Vorsitzender der Malatya Commodity Exchange, erklärte, dass die erwartete Obstproduktion in diesem Jahr von 28 Mio t auf schätzungsweise 21 Mio t gesunken ist, so TMMOB Ziraat Mühendisleri Odası.
Vor allem Kirschen sind knapp und teuer geworden. Die Ertragseinbußen haben zur Folge, dass sogar Kirschen minderer Qualität verkauft werden – zwischen 150 TRY (3,26 Euro) und 300 TRY (6,52 Euro). Bei hochwertigen Sorten wie „Napolyon“ und „Salihli“ liegen die Preise am PoS – sofern sie überhaupt erhältlich sind - zwischen 600 TRY (13,05 Euro) und 700 TRY (15,22 Euro) pro Kilogramm.
Bis auf einige wenige Regionen, haben alle ihre Ernte bereits beendet. In Hadim, einem Bezirk in der zentralanatolischen Provinz Konya, werden dagegen jetzt die letzten Kirschen der Türkei geerntet. Allerdings seien die Schäden schwerwiegend, mit Verlusten von bis zu 80 %. Der größte Teil davon sei für den Export bestimmt. Die Ware, die im Land verbleibe, werde Erzeugerpreise um die 400 TRY (8,70 Euro) bringen und die Preise damit weiter hochhalten.
Aber nicht nur Kirschen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Auch für Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen werden anhaltend hohe Preise erzielt und das Angebot am PoS wird begrenzt sein.
Habe die Türkei in normalen Jahren einen Anteil von 20 % an der weltweiten Aprikosenproduktion, haben die klimatischen Herausforderungen der vergangenen Jahre dafür gesorgt, dann die Prognosen von 170.000 t auf 70.000 t zurückgegangen seien. Auch die Kosten für die Pflege der Bäume in diesem Jahr haben sich infolge der Schäden verdoppelt. Ähnlich sehe es bei Trauben aus. Nach einer anfänglich hohen Erwartung mussten die Prognosen nach zwei aufeinanderfolgenden Frostwellen von über 300.000 t auf 125.000 t bis 150.000 t korrigiert werden.
Eine Reihe von Erholungsstrategien, die vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft gefördert werden, sollen für Entlastung sorgen. Dazu gehören Beschneidungen, um die Erholung der Bäume zu unterstützen, zeitlich genau abgestimmte Bewässerung, gezielte Düngung und frühzeitige Schädlingsbekämpfung. Die Erzeuger sollen zudem finanziell entlastet werden. Dafür soll die Auszahlung von Agrarkrediten vor allem für kleine und mittlere Erzeuger verschoben oder umgeschuldet werden. Zudem wird von der Regierung gefordert, ein Paket zur wirtschaftlichen Unterstützung der Landwirtschaft zu schnüren, um sicherzustellen, dass die Landwirte ihre Produktion in den kommenden Saisons fortsetzen können. Andernfalls könnte ein weiterer Anstieg der Lebensmittelpreise, geringere Exporterlöse und eine langfristige Schädigung des Agrarsektors drohen. Nach ersten Daten des türkischen Statistikinstituts wird die Obstproduktion 2025 voraussichtlich um 24,4 % zurückgehen, mit einem deutlichen Minus bei Kirschen, Äpfeln, Pfirsichen, Trauben und verschiedenen Nüssen. Für die Lebensmittelinflation 2025 habe die türkische Zentralbank (CBRT) ihre Prognose auf 26,5 % angehoben und dabei die Auswirkungen des Frosts als Hauptrisikofaktor genannt.