In Deutschland werden jährlich 710.000 t Lebensmittel entsorgt. Etwa ein Drittel davon retten die ehrenamtlichen Helfer:innen der Tafeln und verteilen sie an Bedürftige. Aufgrund einer ineffizienten Lebensmittelverteilung werde das Potenzial jedoch nicht vollständig ausgeschöpft, berichtet das Leibniz Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW.

In einem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Projekt wollen Forschende des ZEW Mannheim in Zusammenarbeit mit Tafel Deutschland e.V. zeigen, wie man die Lebensmittelverteilung mithilfe eines Verteil-Algorithmus fairer und effizienter gestaltet und dadurch Lebensmittel rettet.

„Bisher können einige Ausgabestellen den Konsumbedarf ihrer Kundinnen und Kunden nicht decken, während die verfügbaren Spenden in anderen Ausgabestellen den Konsumbedarf übersteigen“, erklärt Prof. Dr. Thilo Klein, Ökonom im ZEW-Forschungsbereich “Marktdesign” und Professor an der Hochschule Pforzheim. Grund dafür sei, dass jede Ausgabestelle eigene Spenden sammle und – unabhängig von der gesammelten Menge – jeweils 25 % des Bedarfs aus einem zentralen Großlager erhalte.

Blick auf Hände, die Lebensmittel in einen Karton sortieren

Image: goodmanphoto/AdobeStock

ZEW-Kollegin Dr. Marion Ott erklärt dies an einem anschaulichen Beispiel: „Ausgabestelle A bekommt 100 % des Bedarfs von lokalen Märkten und hat somit keinen Bedarf mehr. Ausgabestelle B hingegen erhält nur 50 % des Bedarfs von lokalen Märkten. Beide Ausgabestellen bekommen aber zusätzlich 25 % ihres Bedarfs aus dem Großlager. Während Ausgabestelle A mit 125 % einen Überschuss hat, kann Ausgabestelle B nur 75 % des Gesamtbedarfs abdecken. Hätte das Großlager bessere Information über die Ergänzungsbedarfe der Ausgabestellen, könnte es seine Verteilung daran anpassen.“

Echtzeitdaten sollen Lebensmittelverschwendung minimieren

Zur Lösung des Problems entwickelten die Wissenschaftler:innen als Verbundpartner zusammen mit Tafel Deutschland eine Plattform, die alle Spendenströme in Echtzeit und zentral zur Verfügung stellt. Die Bedarfsermittlung der jeweiligen Ausgabestelle erfolgt über einen Verteil-Algorithmus, der auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Spenden eines Tages auf die Kundinnen und Kunden abzielt. Hierzu werden die in der Optimierung berechneten Spendenmengen mit dem Status quo verglichen und anschließend so an die einzelnen Ausgabestellen verteilt, dass allen Kunden/-innen ein möglichst ähnlicher Anteil an den täglichen Spenden angeboten werden kann.

„Unser Vorschlag führt zu einer effizienten und fairen Verteilung der Lebensmittel. Der Verteil-Algorithmus wirkt sich positiv auf die Lebensmittelrettung aus, weil keine Überschüsse mehr verderben“, fasst Thilo Klein die Vorteile zusammen und ergänzt: „Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sehen vor, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Dank der Entwicklungen in der Digitalisierung können die Tafeln in Deutschland ihren Beitrag dazu erheblich verstärken.“

Quelle: ZEW