Noch auf der medFEL wurden die Schätzungen für die diesjährige Aprikosenernte veröffentlicht - diese finden Sie am Ende des Artikels verlinkt. Vier Wochen später traf sich die Expertenrunde der wichtigsten europäischen Produktionsländer erneut, um - diesmal komplett digital im Format “mardis de medFEL” als Nachtrag der französischen Messe in Perpignan - 2024 kurz Revue passieren zu lassen sowie um die Erwartungen für die teils noch bevorstehende, teils bereits begonnene Kampagne für Pfirsiche und Nektarinen auszutauschen.
Insgesamt rechnen die vertretenen Länder Spanien, Italien, Griechenland und Frankreich bei Pfirsichen und Nektarinen (inklusive Plattpfirsichen und -nektarinen sowie Industriepfirsichen) mit einem Gesamtvolumen von 2.579.436 t, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 6 % bedeutet. Pfirsiche werden mit einem Minus von 5 % auf 997.415 t prognostiziert, Plattpfirsiche sollen 291.186 t erreichen (-7 %). Für Nektarinen liegen die kumulierten Erwartungen aus bei 1.290.835 t (-6 %), während die Ernte von Industriepfirsichen auf 625.776 t (-12 %) geschätzt wurde.
Griechenland: Verzögerter Start mit insgesamt 22 % Minus
Georges Kantzios (ASEPOP) startete mit einem Einblick in die Produktion in Griechenland. Nach einem insgesamt guten Vorjahr erwarten die griechischen Landwirte in diesem Jahr 198.500 t Pfirsiche, 139.500 t Nektarinen sowie 268.900 t Industriepfirsiche (pavie), was insgesamt 338.000 t ergibt und zum Vorjahr einen Rückgang von -22 % darstellt. Nach einem milden Winter sei man von einem normalen Produktionsstart ausgegangen, doch Kälte im April sowie eine Schlechtwetterfront im Mai hätten die Kampagne um rund zehn Tage nach hinten verschoben, so Kantzios.
Italien: Keine großen Ausfälle, aber unter Potenzial
Für Italien konstatierte CSO Italy-Direktorin Elisa Macchi ebenfalls eine zufriedenstellende Kampagne für das Vorjahr. 2025 rechne man nun mit insgesamt 869.558 t, wobei sich diese Zahl auf Pfirsiche (408.017 t, +1 % gegenüber 2024), Nektarinen (461.541 t, -1 % zu 2024) und Industriepfirsiche (51.788 t, -10 % zum Vorjahr) aufteilt. “In diesem Jahr erreichen wir nicht unser volles Produktionspotenzial”, erklärte Macchi, was auch alternanzbedingt sei. Kleinere Schäden seien durch Frost Ende März zu verzeichnen, und auch die starken Wetterumschwünge hätten die Produktion auf die Probe gestellt, doch insgesamt habe man keine großen Ausfälle zu beklagen. “Wenn alles gut verläuft, erwarten wir in diesem Jahr eine normale Ernte”, so Macchi, mit größeren Kalibern als im Vorjahr. Erste Früchte aus Süditalien seien bereits seit über zwei Wochen verfügbar.
Frankreich: Später Fruchtfall sorgt für reduzierte Mengen und große Kaliber
In Frankreich musste nachgebessert werden, berichtete Raphaël Martinez, Direktor der Vereinigung der Erzeugerorganisationen von Pfirsichen und Aprikosen aus Frankreich (AOP Pêches et Abricots de France). Die Zahlen hätte man vor etwa zwei Wochen zusammengestellt, doch durch ungünstige Wetterbedingungen während der Blüte gehe man nun statt der zunächst angenommenen 232.418 t doch eher “etwas vorsichtiger” von rund 180.000 t-200.000 t Pfirsichen und Nektarinen aus, so Martinez. Allerdings sei durch den Fruchtfall auch das Kaliber der verbleibenden Früchte größer als erwartet. Ansonsten gehe man von einer besseren Konsumlage als im Vorjahr aus, wo ungünstige Wetterbedingungen, aber z.B. auch drei Wochenenden mit politischen Wahlen die Kauflust getrübt hatten.
Spanien: weniger Rückgang als erwartet, doch finale Schätzung noch ausstehend
Santiago Vázquez (Dachverband der spanischen Agrargenossenschaften/Cooperativas Agro-alimentarias de España) sowie Manel Simon (Generaldirektor der Afrucat) kommentierten die Entwicklung der spanischen Produktion. 2025 gehe man von insgesamt 1.139.460 t aus, dass sich auf Pfirsiche (274.542 t), Plattpfirsiche (291.186 t), Nektarinen (573.732 t) und Industriepfirsiche (301.326 t) aufteilt - als einziges der vertretenen Produktionsländer hat Spanien die Kategorie Plattpfirsiche in der Schätzung, während die anderen Nationen aufgrund bisher zu geringer Mengen diese flachen Varianten in die Kategorie Pfirsich miteinbeziehen. Zum Vorjahr sind dies -5 % Rückgang der Gesamtmenge, allerdings sogar 8 % Plus gegenüber dem Fünfjahresmittel 2019-2023. “Das mag überraschen, liegt aber daran, dass wir auch in den vergangenen fünf Jahren stehts eine geringere Ernte verzeichnet hatten”, erklärte Simon. Allerdings hätte Hagel in den vergangenen Wochen für Schäden gesorgt, so dass sich diese Zahlen noch ändern könnten, so Simon.
Verschärfung der Steinobst-Situation zu erwarten
Insgesamt könne man die globalen Steinobst-Mengen und die Marktentwicklung ohnehin nur wochenweise betrachten, befand der Afrucat-Direktor, da sich die Lage jederzeit ändern könne. In Spanien beobachte man derzeit, dass die Nachfrage das klimabedingt später verfügbare Angebot übersteige. Doch die nördlicheren Produktionsgebiete steigen jetzt erst ein, die Mengen werden also weiter steigen - allerdings stehen auch die Sommertage und damit der hohe Konsum noch bevor. Für Schönwettertage prognostiziert Raphaël Martinez ebenfalls einen potenziellen Mangel an Steinobst - ein Phänomen, das sich im Spannungsfeld zwischen wachsender Klimaungewissheit und sinkender Wirkstoffe im Pflanzenschutz in den kommenden Jahren verschärfen könnte.
Übrigens: Im Fruchthandel Magazin erwartet Sie in den folgenden Ausgaben mehr zur diesjährigen Steinobst-Produktion in Europa:
In Ausgabe 21/22 (erscheint am 30.05.) geht es um Sommerobst aus Frankreich, in Ausgabe 23/24 (13.06.) um die spanische Steinobst-Branche, und in der am 20.06. erscheinenden Ausgabe 25 werfen wir einen Blick nach Italien.