Rückläufige Transportmengen und steigende Kosten setzen Speditionen und Logistikunternehmen zunehmend unter Druck. Nach zwei wirtschaftlich guten Jahren sind die Gewinnerwartungen der Speditionshäuser angesichts wachsender Prozess-, Personal- und Finanzierungskosten in diesem Jahr deutlich gedämpft.

Für 2024 ist die Perspektive lediglich verhalten optimistisch, so die vorherrschende Stimmungslage auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik am 16. Juni 2023 im baden-württembergischen Rust.

Nach Auffassung des Verbandes verstärkt der verkehrs- und umweltpolitische Kurs der Bundesregierung die hohen Kostenbelastungen. Gleichzeitig sinkt, do der DSLV, die Planungssicherheit für die Unternehmen am Wirtschafts- und Logistikstandort Deutschland. Ein negatives Beispiel für die Kompromisspolitik der Ampelregierung sei das vom Bundeskabinett verabschiedete Dritte Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften, mit dem eine Verdoppelung der Lkw-Mautsätze bereits zum 31. Dezember 2023 als Anreiz zum Einstieg in die ökologische Antriebswende verkauft werde.

Ausgewogener Mix aus gesetzlichen Anreizen, Sanktionen und Förderprogrammen

DSLV-Präsident Axel Plaß erklärte: „Ein ausgewogener Mix aus gesetzlichen Anreizen, Sanktionen und Förderprogrammen ist unbestritten richtig, um die Logistikbranche in die Dekarbonisierung zu lenken. Aber dieses Gesetz ist weder ausgewogen noch lenkt es. Es kommt deutlich zu früh und erfüllt auch nicht die Zusage des Bundesverkehrsministers, die Erhöhung der Mautsätze mit der Verfügbarkeit klimafreundlicher Alternativen, d.h. emissionsfreie Lkw und ihre Ladeinfrastrukturen zu synchronisieren. Auch die CO₂-günstigere Schiene scheidet aufgrund von Infrastrukturdefiziten und hieraus entstehenden Qualitätsschwächen auf Jahre als Alternative aus. Das Gesetz erhöht ausgerechnet in einer rezessiven Phase die Logistikkosten.“ Den Verweis der Bundesregierung auf nur marginale Auswirkungen CO₂-basierter Mautsätze auf das Verbraucherpreisniveau kommentiert Plaß wie folgt: „Die Speditionsbranche unterstützt die ökologische Antriebswende ausdrücklich. Aber Null-Emissions-Logistik kann es nicht zum Null-Tarif geben. Jährliche Mehrbelastungen in Höhe von 7,62 Mrd Euro sind eine gewaltige Summe, die jetzt inflationstreibend auch auf die Verbraucher überwälzt werden.“

Vor allem mit dem Einsatz von HVO100, Bio-LNG und Bio-CNG könne der Straßengüterverkehrssektor sofort und bis zur vollständigen Marktetablierung elektrischer und wasserstoffbetriebener Lkw einen Beitrag zur CO₂-Vermeidung leisten. Diese niedrig hängenden Früchte müssten jetzt durch Anreizsetzungen z.B. in Form steuerlicher Begünstigungen geerntet werden. Hürden für die Verkehrswende seien auch fehlende planerische Perspektiven, die sich aus anhaltend hohen Bürokratiebelastungen und schleppenden Genehmigungsverfahren im Energiebereich ergeben. „Angesichts unterdimensionierter Energienetze gestaltet sich vor allem die Errichtung neuer Logistikterminals schwierig, die zur Abgabe an elektrisch betriebene Lkw-Flotten schon heute auf die Versorgung mit gigantischen Mengen grünen Stroms ausgerichtet werden müssen. Hierfür braucht die Wirtschaft bis 2030 mehr als eine Verdreifachung des Windenergie- und mehr als eine Verdoppelung des Photovoltaik-Ausbaus. Eine verlässliche Infrastrukturplanung ist zwingend, damit Unternehmen wissen, wann sie mit welchen Energieträgern vor Ort rechnen können“, so Plaß.

DSLV-Präsident Axel Plaß

DSLV-Präsident Axel Plaß

Image: DSLV

Verkehrswachstum muss gestemmt werden können

Um zu verhindern, dass sich Deutschland nicht nur auf dem Weg in die Dekarbonisierung, sondern auch in die De-Industrialisierung begebe, brauche der Wirtschaftsstandort Deutschland als größte europäische Volkswirtschaft dringend leistungsfähige Häfen und Flughäfen, ein stabiles und leistungsfähiges Schienen- und Wasserstraßennetz und schließlich eine Straßeninfrastruktur, die in der Lage ist, das prognostizierte Verkehrswachstum zu stemmen.

Der Verlust des ersten Platzes im Logistic Performance Index der Weltbank sowie der dramatische Abstieg im ZEW-Länderindex Familienunternehmen sind laut DSLV nur zwei von mehreren Indikatoren dafür, dass Deutschland im globalen Standort-Ranking nicht nur für Kapitalgesellschaften, sondern auch für inhabergeführte Unternehmen an Bedeutung verliert. Verstärkt werde der Abwärtstrend durch hohe Energie- und Strompreise, die zukünftig ein entscheidender Kostenblock auch für elektrisch betriebene Lkw-Flotten sein würden.