Forscher der Leiden-Delft-Erasmus-Allianz, drei marokkanische Wissensinstitute, Landwirtschafts- und Gartenbauunternehmen sowie Regierungen beider Länder werden zusammenarbeiten, um den marokkanischen Gartenbausektor nachhaltiger zu gestalten. Ein Besuch in Rabat und eine marokkanische Mission in den Niederlanden werden die Zusammenarbeit verstärken, berichtet Topsector Tuinbouw & Uitgangsmaterialen.

Am 27. Februar wird Annetje Ottow (Vorstandsvorsitzende der Universität Leiden und der Allianz Leiden-Delft-Erasmus) das Niederländische Institut Marokko (NIMAR) in Rabat, ein Institut der Universität Leiden, besuchen. Teil dieses Besuchs ist ein Round Table-Gespräch mit Vertretern des Leiden-Delft-Erasmus-Zentrums für Nachhaltigkeit, drei marokkanischen Wissenseinrichtungen - IAV Hassan II und IBN Tofail und INRA -, der niederländischen Botschaft in Rabat und einer Vertretung des marokkanischen Gartenbauclusters.

Niederlande Paprika

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Der Round Table gehe auf eine Absichtserklärung zurück, die im November 2023 in Anwesenheit des marokkanischen Landwirtschaftsministers Dr. Mohamed Sadiki zwischen dem IAV Hassan II und dem Leiden-Delft-Erasmus Centre for Sustainability unterzeichnet wurde. Diese Zusammenarbeit ziele darauf ab, ein Wirkungscluster mit niederländischen und marokkanischen Wissenseinrichtungen, Unternehmen und Regierungen zu entwickeln, eine wissenschaftliche Agenda zu erstellen und Bildungsaktivitäten für eine nachhaltige marokkanische Landwirtschaft durchzuführen.

Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung stelle sich die Frage, wie ausreichend gesunde Lebensmittel produziert werden können, ohne die Umwelt zu belasten. Ein Teil der Lösung liege im nachhaltigen, technologischen Anbau in Gewächshäusern, z.B. in Nordafrika. Marokko produziere bereits viel für den europäischen Markt. Gemeinsame Forschung schaffe Möglichkeiten für Marokko, seine eigene Position nachhaltiger zu gestalten, und kann auch niederländischen und anderen europäischen Unternehmern Raum bieten, die nach Möglichkeiten suchen, jenseits der Grenze in Gewächshäusern nachhaltiger zu produzieren oder dies durch ihre Produkte zu ermöglichen. Mit der kostenlosen Wärme des Sonnenlichts sei erneuerbare Energie im Überfluss vorhanden. Die Herausforderungen liegen vor allem in den Bereichen Wasserknappheit, Versalzung und widerstandsfähiger Anbau.

2023 haben die niederländische und die marokkanische Regierung Vereinbarungen über eine verstärkte Zusammenarbeit (MOUs) geschlossen, eine für die Zusammenarbeit im Bildungsbereich durch Minister Schreinemacher und eine für die Zusammenarbeit im Wasserbereich durch Minister Harbers.  In Marokko gilt der niederländische Greenport-Ansatz, die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Regierung und Wissenseinrichtungen, zu der auch die Allianz Leiden-Delft-Erasmus gehöre, als leuchtendes Beispiel. Die marokkanisch-niederländische Zusammenarbeit konkretisiert die Internationalisierungsstrategie “Feeding and Greening Megacities”, eine der Strategien, die Greenport West-Holland verfolge.

Dank des komplementären Fachwissens der beteiligten LDE-Universitäten können die wichtigen Fragen gemeinsam betrachtet werden. Die TU Delft verfüge über ein hohes Maß an Wissen über Wassermanagement, “Sensing” und andere Technologien, die für intelligentere Gewächshäuser und Regulierungssysteme mit besserer Bewässerung und höheren Gewächshauserträgen sorgen können. Die Erasmus-Universität Rotterdam verfüge über Fachwissen im Bereich der Ketten- und Netzwerkkooperation, die es bspw. ermögliche, Produkte besser zu lagern und schneller zu transportieren, sodass weniger Ernteverluste entstehen. Das Centre for Environmental Studies Leiden (CML) bringe Kenntnisse über die Analyse von Umweltsystemen ein, die zur Messung der Auswirkungen genutzt werden können. Das Zentrum entwickele auch neues Wissen über den resilienten Anbau, bei dem das Gewächshaus als Ökosystem betrachtet wird, in dem alles im Gleichgewicht ist, sodass keine oder weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden. Marokkanische Wissensinstitutionen bringen Kenntnisse über die für den lokalen Anbau verwendeten Technologien und den lokalen Kontext ein. Niederländisches Wissen und niederländische Technologie werden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern auf die semi-ariden und ariden Klimazonen in Marokko übertragen.