Ziel des Projekts „Beweisstück Unterhose" war es, erstmals mit Hilfe der Bevölkerung flächendeckende Informationen über die Bodenqualität zu erhalten.     Foto: Agroscope

Ziel des Projekts „Beweisstück Unterhose" war es, erstmals mit Hilfe der Bevölkerung flächendeckende Informationen über die Bodenqualität zu erhalten. Foto: Agroscope

Um die Qualität von Schweizer Böden zu erfassen, haben im April 2021 eintausend Freiwillige aus allen Landesteilen der Schweiz unter Anleitung von Agroscope und der Universität Zürich Baumwoll-Unterhosen vergraben – und zwar in Gärten, Wiesen, Äckern und Feldern. Es ist das bislang größte und flächendeckendste Projekt seiner Art. Insgesamt flossen die Daten von 880 Standorten in der ganzen Schweiz in die Analysen mit ein. Nun liegen erste Erkenntnisse vor.

In der Studie untersuchten die Forschenden, wie schnell die Unterhosen in den Böden verrotteten. Dabei entpuppte sich der Humusgehalt als einer der wichtigsten Faktoren für die Abbaugeschwindigkeit und damit für die Bodengesundheit. „Je mehr organisches Material der Boden enthält, desto mehr Nahrung haben die Millionen von Bodenorganismen und desto schneller findet der Abbau der Unterhosen statt“, sagt Franz Bender, Projektleiter bei Agroscope und der Universität Zürich.

Wichtig für den Wasserhaushalt

Private Gärten weisen den höchsten Humusgehalt auf. „Dies ist vor allem auf den vermehrten Einsatz von Kompost zurückzuführen. Die Kompostierung setzt wertvolle Nährstoffe frei, die auch als Nahrung für die Bodenlebewesen dienen», sagt Bender. Auf den landwirtschaftlich genutzten Äckern ist der Humusgehalt durchschnittlich 23 % tiefer als in den Gärten. Entsprechend wurden die Unterhosen langsamer zersetzt. Die Studie hat zudem auch bewiesen, wie wichtig der Humusgehalt für den Wasserhaushalt des Bodens ist. „Je mehr Humus ein Boden enthielt, desto mehr Wasser konnte er speichern“, sagt Bender.

Humus als Motor im Boden

„Wenn wir die Landwirtschaft gegen die zunehmende Trockenheit wappnen, den Ertrag hochhalten und nachhaltiger produzieren wollen, können wir unter anderem beim Humusgehalt ansetzen“, sagt Marcel van der Heijden, Studienleiter bei Agroscope und der Universität Zürich. „Der Humus wirkt wie ein Motor für das ganze Nahrungsnetz im Boden. Er sorgt dafür, dass das Bodenökosystem optimal funktioniert und so auch mehr Wasser speichert“, sagt van der Heijden. Bereits bekannte Maßnahmen, um den Humusgehalt in Böden zu erhöhen, sind z.B. eine permanente Bodenbedeckung, eine reduzierte Bodenbearbeitung und das Ausbringen von Kompost oder Mulch. Auch der Humusbilanz-Rechner, ein für alle verfügbares, kostenloses Onlinetool, kann Landwirtinnen und Landwirten beim Humusaufbau helfen.

Die Forschenden entdeckten mit über 18.900 Bakterienarten und 6.500 verschiedenen Pilzen eine enorme Vielfalt an Bodenlebewesen. Das beweist: Millionen von Lebensformen bevölkern jeden Kubikzentimeter Boden. Dazu zählen Springschwänze, Pseudoskorpione, Asseln, Nematoden, Pilze und Bakterien. Diese Organismen haben eine wichtige Funktion: Sie rezyklieren organisches Material wie alte Blätter, Gras, Dung und auch Kadaver und wandeln es in Nährstoffe für die Pflanzen um. Sie produzieren also „Gratisdünger“ für unsere Gärten und die Landwirtschaft.

Mehr zum Projekt „Beweisstück Unterhose“ finden Sie hier.