Faire Preise, die eine faire Bezahlung der Landwirte ermöglichen, sind nicht nur in Deutschland ein Thema, sondern beschäftigen auch unseren Nachbarn in Frankreich.

Die Verbraucherbewegung „C’est qui le patron” (übersetzt “Wer ist hier der Boss”), die in Deutschland das Äquivalent „Du bist hier der Chef“ hat, ist auch im Hexagon aktiv: Mit einem Etikett wird auf dem Produkt darauf hingewiesen, dass der Erzeuger für diese Ware gerecht bezahlt wurde: “Ich bezahle meinem Produzenten einen fairen Preis”, steht darauf. Was dabei genau als „gerecht“ gilt, wird dabei gemeinschaftlich entschieden. 

Spargel mit Soli-Etikett in Frankreich

Image: Sols et Fruits / Les Gueules Cassées

Neben Milchprodukten oder Äpfeln wird u.a. auch Spargel mit dem Etikett gekennzeichnet - hier in Verbindung mit dem “Les Gueules Cassées”, in etwa “schiefe Fratzen”, das Ware jenseits des Standards vermarktet, wie u.a. das Projekt der “krummen Dinger/Helden” im deutschen LEH.

Umfrage zeigt Unterstützung der Verbraucher

Wurde das System zunächst hauptsächlich für tierische Landwirtschaftsprodukte genutzt, z.B. Milch, die ja auch hierzulande immer wieder Diskussionsthema ist, sind inzwischen auch Obst und Gemüse vertreten, darunter Kartoffeln und seit kurzem auch Äpfel oder Spargel. „Als Konsument weiß ich, dass nur der Produzent selbst dieses Label aufgebracht haben kann und es somit heißt, dass die Entlohnung für das Produkt fair ist“, so Gründer der französischen Initiative Nicolas Chabanne dazu in einem Interview. Denn eine gerechte Bezahlung werde schon seit Jahrzehnten gefordert, doch letztendlich könne doch nur der Erzeuger selbst bestätigen, ob dies wirklich der Fall sei. Auf der Landwirtschaftsmesse Ende Februar wurden die Verbraucherinnen und Verbraucher befragt, ob das Etikett eine Kaufentscheidung begünstigen würde, woraufhin 77 % der Teilnehmenden zustimmten, heißt es in einer Mitteilung der Initiative. Nun habe man ein Abkommen mit der französischen LEH-Kette Carrefour geschlossen, um das Solidaritätslabel weiter zu verbreiten, gab „C’est qui le patron“ Ende Februar bekannt. Zumindest bei Milchprodukten ist das Etikett auf jeden Fall bisher erfolgreich: Bei einem Vanillejoghurt, der das Label trägt und dessen Rezeptur aufgrund der Konsumentenwünsche angepasst wurde, seien die Verkaufszahlen innerhalb von einer Woche um über 70 % gestiegen, berichtet die Initiative auf LinkedIn. Auch in Deutschland ist O+G ein Thema: Auf der Webseite von „Du bist hier der Chef“ können die Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell per „Apfel-Konfigurator“ den Preis ihres Obst nach eigenen Vorlieben mitbestimmen.

 

Nicolas Chabanne, Gründer der Initiative

Image: C’est qui le patron

Nicolas Chabanne, Gründer der Initiative “C’est qui le patron”, freut sich über die Zusage des frz. LEH-Riesen Carrefour, der u.a. die so gekennzeichneten Äpfel ins Sortiment aufnimmt.