(v.l.) Gerhard Eberhöfer, Fabio Zanesco Foto: VIP

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Die Vermarktung von Äpfeln in der Saison 2021/22 ist mit einer Reihe negativer Entwicklungen konfrontiert, welche die Absatzmöglichkeiten einschränken und sich stark auf die Rentabilität der Produktion auswirken. Seit den Schätzungen von Prognosfruit im August 2021 und dann mit der Ernte im Herbst zeichnete sich klar ab, dass in dieser Saison erhebliche Mengen in Europa verfügbar sein werden, auf einem weit angespannteren Markt als in den vergangenen zwei Geschäftsjahren. Dies hat sich leider bewahrheitet, so Fabio Zanesco, Vertriebsleiter von VIP (Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse), und Gerhard Eberhöfer, Verkaufsleiter Bio.

Auch wenn das Gesamtbild aufgrund anhaltender aktueller Ereignisse ungünstig sei, verlaufe der Verkauf nach dem Abbauplan. „Bei der konventionellen Ware ist das Sortenbild diversifiziert und die allgemeine Entwicklung zeigt sich dynamisch – vor allem wenn man bedenkt, dass die Gala-Saison bereits vorbei ist. Aufgrund der Ereignisse der vergangenen Monate und des eingeschränkten Konsums sind wir einige Wochen im Rückstand. Aber wir rechnen damit, dass wir in der jetzigen Hochsaison und in den kommenden Monaten wieder aufholen können. Sicher ist, dass die mittleren Größen bei allen Sorten zufriedenstellend abschneiden. Für die kleine und zweite Kategorie befürchte ich jedoch, dass es nicht genügend Absatzmärkte für alle derzeit verfügbaren Äpfel gibt. Positiv ist sicherlich, dass voraussichtlich aufgrund der Logistikprobleme und der hohen Transportkosten weniger Äpfel von der Südhalbkugel nach Europa importiert werden. Wir stellen fest, dass sich unsere Kunden derzeit auf europäische Ware konzentrieren. Das eröffnet uns mehrere interessante Handelschancen. Außerhalb Europas entwickeln sich einige Exportdestinationen gut, wie z.B. Indien mit Red Delicious. Doch die meisten Märkte stagnieren und die hohen Logistikkosten führen häufig dazu, dass wir unsere Produkte nicht mehr transportieren können oder die Mengen stark reduzieren müssen.“
Für dieApfelsorten, die hauptsächlich für den europäischen Markt bestimmt sind (z.B. Pinova und Bonita) beginnen zwei interessante Monate. „Den Verkauf der wichtigsten Club-Äpfel Envy™, Ambrosia™ und die große Neuheit Cosmic Crisp® werden wir nun abschließen. Cosmic Crisp® haben wir Ende Februar erstmals auf den Markt gebracht und die erste Testphase auf den wichtigsten Märkten in dieser Saison durchlaufen. Kanzi® wird erwartungsgemäß noch bis Mitte Juni vermarktet werden. Bei den Club-Äpfeln war die Vermarktung zufriedenstellend, auch wenn der Markt teilweise durch ein Überangebot mit kleinen Größen überschwemmt wurde, die im Premium-Segment kaum Absatz finden. Der anspruchsvolle Verbraucher will einen perfekten Apfel, auch in Bezug auf die Größe. Obwohl der Geschmack ausschlaggebend sein sollte, stellen wir die Schwierigkeit fest, am oberen Ende der Preisskala neue Absatzmöglichkeiten zu finden. Wir müssen sicherlich besser an der Segmentierung arbeiten und unsere Kunden und Verbraucher stärker in unsere Sorteninnovationsprojekte einbinden.'
Auf dem Bio-Markt ergebe sich teilweise ein anderes Bild, obwohl die Schwierigkeiten, die sich auf den Konsum, die Kosten und den Vertrieb auswirken, dieselben seien. „Wir haben zum ersten Mal die wichtige Schwelle von 50.000 t überschritten“, so Verkaufsleiter Bio Gerhard Eberhöfer. „Dies ist eine große Herausforderung, aber die derzeitigen Bedingungen am europäischen Biomarkt stimmen mich für die zweite Saisonhälfte verhalten optimistisch. Abgesehen von Golden und Red Delicious, sind die Absatzpläne für die kommenden Monate höher als erwartet. Auch dank der geringen Ernte in Deutschland und in der Schweiz bleibt die Nachfrage weiterhin bestehen. Wir stellen auch eine positive Neuausrichtung der europäischen Einzelhändler fest: Sie setzen vermehrt auf Bio-Produkte aus Europa anstelle der Importe aus den Ländern der Südlichen Hemisphäre. Vor einigen Tagen haben wir mit der Vermarktung von Topaz, Pinova und Bonita begonnen. Diese Sorten reservieren wir für das Frühjahr und den Sommer, um so Kontinuität und das richtige Produkt für die wärmeren Monate zu gewährleisten.“