Farm’Dating?! Also… Speed-Dating: Das “kennt man” inzwischen, richtig? Sei es aus dem privaten oder beruflichen Bereich, denn auch für die Jobsuche wird mitunter gerne auf die kurze, unkomplizierte Art des “Kennenlernens auf Zeit” gesetzt, bei dem zwei Seiten sich für wenige Minuten unterhalten, um die Kompatibilität zu testen.

Auch der Duden spricht von einer “Methode der Partnersuche, bei der sich jeweils zwei Personen im Rahmen einer dazu organisierten Gruppenveranstaltung kurz unterhalten und anschließend zur nächsten Person wechseln”. Dass dabei durchaus auch andere Partner gefunden werden können, hat die Landwirtschaftskammer der nordfranzösischen Region Hauts-de-France erfolgreich festgestellt: Bei ihrem Event “Farm’Dating” treffen in diesem Jahr nun schon zum dritten Mal Landwirte auf potenzielle Nachwuchskräfte, die teilweise oder vollständig den Betrieb übernehmen möchten. Denn der Generationenwechsel bleibt auch in Frankreich eine ständige Herausforderung: Auf drei Landwirte, die mit einem Durchschnittsalter von 61 Jahren den Betrieb verließen, kämen nur 2 neue Kräfte nach, berichtet die Kammer. 609 jährlichen Neugründungen oder Übernahmen hätten im Beobachtungszeitraum 2019-2022 922 Betriebsniederlegungen gegenüber gestanden. 42 % der Betriebsleiter sei aktuell über 55 Jahre alt, werden also voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen. Nur 31 % finden die Nachfolge innerhalb der eigenen Familie. Warum also nicht ein in anderen Bereichen bewährtes Konzept mal zwischen Kühen und Kürbissen ausprobieren?

Farm'Dating 2022

Einblick in die Farm’Dating Runde 2022

Image: Chambre d’agriculture Hauts-de-France

Zehn Minuten, um das erste Eis zu brechen: Bei 1:1-Gesprächen lernen Betriebsinhaber potentielle neue Partner oder Nachfolger im unkomplizierten Rahmen kennen. 

Neue Ansätze und der Realitätscheck

Philippe Codron, Landwirt im nordwestfranzösischen Cucq, hat durch seine Teilnahme am Farm’Dating im vergangenen Jahr zumindest erfolgreich eine Nachfolge für seinen Betrieb gefunden, berichtet er. Nun werde er wohl noch einige Zeit begleitend auf dem Hof tätig sein, das sei für beide Seiten von Vorteil. Das Farm’Dating habe ihm auch geholfen, bisherige Strukturen zu überdenken, gab er an. Auch bei den zukünftigen Betriebsleitern oder -partnern ist das Farm’Dating gut angekommen: So könne man unterschiedliche Höfe kennenlernen, schauen, ob die Chemie stimmt. “Ich habe neue Möglichkeiten des Gemüseanbaus kennengelernt und hatte Gelegenheit, meine Vorstellungen vom Beruf mit der Realität zu vergleichen. Beim ersten Treffen konnte man sich beschnuppern - für den nächsten Schritt hat man etwas Zeit. Das Format des Farm’Dating hilft, die Landwirte zu treffen, denn es ist nicht leicht, das Eis zu brechen, einfach jemanden anzurufen oder an seine Tür zu klopfen. Hier stellt sich diese Frage nicht”, berichtete Quereinsteigerin Marine Jenicot, die 2021 am Event teilgenommen hatte.

Das Outcome ist vermutlich mit dem eines “regulären” Speed-Datings vergleichbar: Beide Seiten bekommen durch die wechselnden Gespräche im “schlimmsten Fall” einfach neuen Input und Anregungen, Bekanntes aus neuen Perspektiven zu betrachten und lernen sicherlich auch etwas über sich selbst. Im besten Fall finden sich in den jeweils zehnminütigen Gesprächen jedoch potenzielle neue Partner für neue gemeinsame Wege.

231013 - FarmDating - M.Codron

Philippe Codron ist vom Konzept des Farm’Dating überzeugt.

Image: Chambre d’agriculture Hauts-de-France